Bernd „im Bademantel“ Begemann lädt das Fernsehen und Musikerkollegen in seine Wohnung; – ein Heidenspaß

So schön verkrampft hat noch niemand eine Fernsehsendung moderiert. Bernd Begemann ist daheim in Hamburg-Rothenburgsort, er hat sich Gäste eingeladen, und der NDR schaut dreimal dabei zu: „Bernd im Bademantel“ heißt der chaotische Plausch in Begemanns Wohnküche zwischen Plattensammlung und Mikrowelle (Sendetermine auf N 3: 28. Juli, 4. und 11. August, jeweils 12.30 Uhr).

Den Bademantel trägt der „romantische Rothenburgsorter“, so die Eigenwerbung, aber nur am Anfang. Wer ist der Typ eigentlich? Ein gemütlicher Liedermacher und Kleinkunst-Entertainer aus Bad Salzuflen, seit langem in Hamburg exiliert, der mit seiner Band Die Antwort zwei tolle Beat-Platten aufnahm und dann drei Solo-Alben von sehr gemischter Pracht. Eine rechte Knalltüte auch, ein charmant linkischer Unterhalter und Selbstblamierer. Eben mißriet ihm noch grandios der Auftritt beim Dr. Willemsen, wo er sein neues Album „Jetzt bist Du in Talkshows“ eindrucksvoll an den Start bringen wollte, nun ist er in seiner Junggesellen-Wohnung selbst der Gastgeber.

Fürs erste hat Begemann die Jungs von Tocotronic eingeladen, „die in den letzten Monaten mit Kraft und wilden Texten Furore machten“, wie der NDR informiert. Tocotronic kommen im Taxi mit ihren Instrumenten, sie tragen ihre Trainingsjacken und Cordhosen und diese komischen Frisuren mit langem Scheitel und ausfransenden Koteletten, und Bernd trägt mittlerweile einen beigefarbenen Anzug und tapst nervös zwischen den stets gelassenen Lakonikern herum. Snobistisch serviert der Hausherr die billigen Cola-Dosen aus dem Kühlschrank, während er um Fragen ringt, die er in einem stockenden Lindenberg-Idiom hervorhaspelt.

Dann stöpseln Tocotronic ihre Gerätschaften ein und spielen eine sehr schöne Fassung von „Wir sind hier nicht in Seattle, Dirk“, und Bernd erklärt (falls Unkundige zuschauen sollten!) den Konnotationshof „Sssi-ättel“. Und wie kommt das eigentlich – Erfolg mit so einer schmutzigen Produktion, mit so einem Cover? Das wissen die Tocos auch nicht.

Dann erscheint überraschend Bernds Nachbarin, eine ausländische Mitbürgerin, und die wohlerzogenen Jura-Studenten grüßen schüchtern. Nun dürfen die drei ihre Lieblingsplatten vorstellen, und Bernd (ohne Bademantel) legt nacheinander Team Dresch (beim NDR: „Drasch“), Trini Lopez und Specials auf, alle rufen „Die hab‘ ich auch!“, und die Nachbarin soll die Lieder erraten, lächelt aber nur freundlich und ahnungslos. „Welchen der Jungs findest du denn am besten?“ fragt Bernd in der Not. Am Ende gehen alle zur Pommes-Bude, das sieht man auf Polaroid-Fotos.

Woher aber kennen wir bloß diese wohlig tiefe Märchenonkel-Stimme, die aus Kindertagen herüberschmeichelt und (Ironie!) die romantische Verklärung aus dem Off spricht? Kater Mikesch? Sendung mit der Maus? Sesamstraße? Sandmännchen? Bernd muß helfen.

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