Die 100 besten Musikvideos aller Zeiten
Ranking der besten Musikvideos aller Zeiten – von Michael Jackson und Madonna bis Beyoncé, Radiohead und modernen Klassikern.
25. U2, „One”
„One” war für U2 ein so wichtiger Song, dass sie drei Regisseure engagierten, um drei völlig unterschiedliche Videos dafür zu drehen. Mark Pellington drehte ein kunstvolles Video, das kaum mehr als schwarz-weißen Bildern von rennenden Büffeln bestand, während Phil Joanou, der Regisseur von „Rattle and Hum“, einen glamourösen Bono drehte, der den Song in einer Bar lippensynchron mitsang.
Das dritte Video, bei dem der langjährige Fotograf der Band, Anton Corbijn, Regie führte, ist eindeutig das beste. Es zeigt die Band in Frauenkleidern, eindringliche Bilder von Bonos Vater Bob, die Band beim Spielen im Berliner Hansa-Studio und zwei Trabant-Autos, die durch die Stadt fahren und schließlich zusammenstoßen. Letztendlich hielt es die Band jedoch für das Beste, den Corbijn-Clip aus dem Programm zu nehmen, da die Einnahmen aus dem Song an AIDS-Hilfsorganisationen gingen und sie befürchteten, dass ihre Kleidung als Verbindung zwischen AIDS und Sexualität interpretiert werden könnte.
„Sie ersetzten ihn durch ein Video von Bono in einer Bar. Umgeben von Models. Was mir besonders missfiel“, erzählte Corbijn später The Guardian. „Aber als der Song ein paar Monate später aus den Charts verschwunden war, haben sie MTV dazu gebracht, stattdessen mein Video zu zeigen. Deshalb arbeite ich so gerne mit U2 zusammen. Sie sind mir sehr treu geblieben, was in der Musikbranche selten ist.“ —A.G.
24. Yeah Yeah Yeahs, „Maps“
Nur wenige Videos aus den frühen 2000er Jahren fangen die Dualität des Rock-Revivals in New York City zu dieser Zeit besser ein – die Art und Weise, wie Songs voller intensiver emotionaler Turbulenzen oft auf ein teilnahmsloses Publikum mit verschränkten Armen trafen – als das Video zu Yeah Yeah Yeahs‘ turbulentem Torch-Song „Fever to Tell“. In dem Clip spielt die Band auf einem Filmset, das wie eine Highschool-Cafeteria aussieht, und blickt auf Reihen gleichgültiger, sitzender Zuschauer.
Während Nick Zinner mit ausdruckslosem Gesicht die eindringliche Melodie aus seiner Gitarre herausholt und Schlagzeuger Brian Chase den ursprünglichen Rhythmus des Songs herausschlägt, kommen Karen O sichtlich die Tränen, als sie singt: „Warte, sie lieben dich nicht so, wie ich dich liebe.” Wie sich herausstellte, musste die Frontfrau nicht schauspielern.
„Das waren echte Tränen“, gab die Sängerin gegenüber NME zu. „Mein damaliger Freund [Angus Andrew von Liars] sollte zum Dreh kommen. Er war drei Stunden zu spät und ich wollte gerade zur Tour aufbrechen. Ich dachte schon, er würde gar nicht mehr kommen. Und das war der Song, der für ihn geschrieben worden war. Schließlich tauchte er doch noch auf. Ich war emotional völlig aufgelöst.“ —B.E.
23. Jay-Z, „99 Problems“
Jay-Z mochte die Videos zu seinen ersten beiden Singles aus dem Black Album nicht. Also beauftragte er Mark Romanek, Brooklyn von seiner düstersten und schmutzigsten Seite zu filmen, um den brutalsten Clip seiner Karriere zu drehen.
„Weißt du, wie ein Fotograf eine beschissene Wand wie Kunst aussehen lassen kann?“, sagte der Rapper damals. „ Genau das wollte ich.“ Romanek dreht das Schwarz-Weiß-Video in einer Reihe von schwindelerregenden Handkameraaufnahmen, die von der Brooklyn Bridge über die Marcy Houses bis nach Bed-Stuy führen.
Jays Ermordung am Ende war für MTV so schockierend, dass der Sender eine zensierte Version mit einem Haftungsausschluss ausstrahlte, in dem von Waffenbildern in Videos abgeraten wurde. —J.N.
22. Young Thug, „Wyclef Jean“
Wenn das Leben dir einen unkooperativen Rap-Star beschert, dann drehe für ihn ein ikonisches Musikvideo darüber, wie schwierig es war, überhaupt ein Video zu drehen. „Wyclef Jean“ wird von Co-Regisseur Ryan Staake „erzählt“ und macht aus den Resten, die übrig blieben, als Young Thug an dem 100.000 Dollar teuren Drehtag nie vor die Kamera trat, ein Festmahl.
Strategischer Schnitt, clevere Textwitze und trockener Humor treiben das Video stattdessen an. „Ich frage mich, ob [Young Thug] sauer auf mich ist. Oder ob er denkt: ‚Der Typ hat sich wirklich etwas aus dem Ärmel geschüttelt und es hat verdammt gut funktioniert‘ und sich darüber freut“, überlegte Staake in einem Interview mit Rolling Stone zu dieser Zeit. „Ich denke, es ist genauso eine Verhöhnung der Produktionswelt und der Musik- und Promi-Industrie.“ —M.C.
21. Fatboy Slim, „Weapon of Choice“
Ein Geschäftsmann im Anzug hängt müde den Kopf in einer Hotellobby und erwacht erst zum Leben, als er Musik hört. Und ehe man sich versieht, tanzt er, steppt und hüpft wie ein Hase durch das ganze Gebäude. Eine niedliche Idee. Aber wenn der Song von Fatboy Slim/Bootsy Collins Electro-Funk ist und der Tänzer Christopher Walken (der offenbar ein bisschen „Saturday Night Fever“ in sich hat), dann ist man in einer Musikvideo-Fantasiewelt gelandet.
Die zweite Zusammenarbeit von Fatboy und Regisseur Spike Jonze, „Weapon of Choice”, war noch surrealer. Besonders als Walken (der selten mehr als seinen üblichen unheimlichen, ausdruckslosen Blick zeigt) anfing, durch die Lobby des Hotels in L.A. zu fliegen, in dem der Clip gedreht wurde. Der Clip spricht jene Momente an, in denen wir alle den Alltag hinter uns lassen und uns austoben wollen. Zumindest bis die Musik endet und Walken (wie wir alle) zu seinem Stuhl zurückkehrt und überlegt, was er als Nächstes tun soll. —D.B.