Die 100 besten Musikvideos aller Zeiten
Ranking der besten Musikvideos aller Zeiten – von Michael Jackson und Madonna bis Beyoncé, Radiohead und modernen Klassikern.
10. Michael Jackson, „Billie Jean“
„Billie Jean” war das Video, das die Welt schockierte. Eine Offenbarung, wie weit diese Kunstform gehen konnte. Es zeigte Michael Jackson in dem Moment, als er durch die Luft gleiten konnte und auf einem beleuchteten Bürgersteig tanzte, als Hommage an das Musical An American in Paris. Seine Stimme, sein Gesicht, sein Körper scheinen von etwas Übernatürlichem heimgesucht zu sein. Er wirkt so zerbrechlich, bis er zu tanzen beginnt. Dann lässt er plötzlich alles möglich erscheinen.
MTV hatte eine lange Tradition, provokante, nicht kategorisierbare schwarze Künstler aus aller Welt zu spielen. Peter Tosh, Grace Jones, Joan Armatrading, Phil Lynott, Tina Turner, dieser Typ Prince. Doch es gab keinen Präzedenzfall für ein so radikales Video von einem so großen Star. „Billie Jean” wurde über Nacht zu einer MTV-Sensation und lief jahrelang in Dauerschleife. (Ein Manager von MJs Plattenlabel behauptete wenig überzeugend, er habe MTV dazu gezwungen, das Video zu spielen. Aber der Sender bestand immer darauf, dass sie es schnell ausgestrahlt hätten, und die Beweise scheinen dies zu bestätigen.)
Sein Nachfolgevideo „Beat It” war ebenso atemberaubend, innovativ und klassisch. Beide Videos üben noch immer ihren Zauber aus. Egal wie schrecklich die Geschichte später auch wurde. Und „Thriller“ war das 13-minütige Epos mit großem Budget, das als Ereignis behandelt wurde, obwohl es eigentlich nur ein Egotrip von John Landis ist, mit zu wenig Musik und zu wenig Michael. Aber „Billie Jean“ ist das Original. Es definiert noch immer das Musikvideo auf dem Höhepunkt seiner kulturellen und emotionalen Wirkung. —R.S.
9. Guns N’ Roses, „November Rain“
Während der Dreharbeiten zu „November Rain“ fragte jemand Guns N’ Roses-Schlagzeuger Matt Sorum, was seine Rolle sei. „Ich weiß es nicht, Mann“, antwortete er. „Das musst du Ax fragen. Das ganze Video ist seine Idee.“ Das stimmt nicht ganz. Axl Rose hatte sich für den Clip lose an „Without You“ orientiert, einer Kurzgeschichte seines Freundes Del James.
Aber der Clip wirkt wie ein Fiebertraum. Rose inszeniert eine Hochzeit für seine damalige Freundin Stephanie Seymour. Trauzeuge Slash vergisst die Ringe. Bassist Duff McKagan holt sie aus seinem Lederhandschuh hervor, Slash rockt auf einem Friedhof. Alle amüsieren sich auf der Hochzeitsfeier, die Feier wird vom Regen vereitelt (!) und aus unerklärlichen Gründen stirbt Seymours Figur. In der melodramatischsten Szene des Clips wirft Seymour ihren Brautstrauß in die Menge. Und die Blumen landen auf ihrem eigenen Sarg.
Nichts davon ergibt wirklich Sinn. Aber das muss es auch nicht, da es die Stimmung des Songs widerspiegelt, die sich auch im Video zu „Estranged“ von GN’R fortsetzt. „‚November Rain‘ ist ein Song darüber, dass man sich nicht mit unerwiderter Liebe abfinden will“, sagte Rose einmal. „‚Estranged‘ ist das Anerkennen [dieses Zustands], sich darin zu befinden. Und herauszufinden, was man verdammt noch mal tun soll.“ —K.G.
8. Peter Gabriel, „Sledgehammer“
„Ich bin mir nicht sicher, ob [‚Sledgehammer‘] ohne das Video ein so großer Hit geworden wäre“, sagte Peter Gabriel 1987 gegenüber Rolling Stone. „Ich glaube, [der Clip] hatte sowohl Humor als auch Spaß. Beides Eigenschaften, die man normalerweise nicht mit mir in Verbindung bringt.“ Obwohl Gabriel den Surrealismus liebte (man muss sich nur seine Genesis-Kostüme ansehen), strotzte das Video zu „Sledgehammer“ vor seltener Skurrilität des Sängers.
Er schaffte es sogar, während der quälend langsamen Stop-Motion-Aufnahmen zu lächeln, in denen Dampflokomotiven vor seinem Gesicht tuckerten, fröhliche Autoscooter an seinem Zuckerwattehaar zerrten, eine Hommage an Giuseppe Arcimboldo (Früchte in Form von Gabriels singendem Gesicht) zu sehen war, Claymation-Vorschläge einen Adam aus seinem Kopf schlugen und natürlich zwei Supermarkt-Hühner tanzten (animiert von denselben Leuten, die später Chicken Run gemacht haben).
Irgendwie schaffte es Regisseur Stephen Johnson, alles innerhalb einer Woche zu drehen. Der Clip gewann neun VMAs. Darunter den Preis für das Video des Jahres. Laut Gabriels Website ist es das meistgespielte Video in der Geschichte von MTV. —K.G.
7. D’Angelo, „Untitled (How Does It Feel?)”
Zu den berühmten One-Shots gehören die Copa-Eingangsszene in Goodfellas. Danny, der mit seinem Dreirad durch die Flure des Overlook Hotels in The Shining fährt. Und dieser. Eine ärztliche Untersuchung von D’Angelos glänzendem nackten Körper in dem atemberaubenden Video aus dem Jahr 2000 zu dem Hit aus seinem zweiten Album Voodoo.
Die Regisseure Paul Hunter und Dominique Trenier beginnen mit einer flüsternden Stimme hinter dem Kopf des Sängers. Sie verfolgen langsam die Konturen seines Haares, seiner Ohren und seines Gesichts, bevor sie die restlichen drei Minuten und 30 Sekunden damit verbringen, seinen wahnsinnig durchtrainierten Oberkörper zu objektivieren. (Ist das der einzige Grund, warum Männermagazine sich darauf versteift haben, Männern zu erklären, wie sie V-förmige Bauchmuskeln bekommen?)
Das Konzept ist gleichzeitig ein kreativer Schulterzucken und ein Geniestreich. In Wahrheit leistet der Song – eine Ode an Prince, unterlegt mit rohen, zarten Vocals und fast schon schmutzigen Grooves – die ganze Arbeit. Gibt es einen besseren Weg, seine Intimität widerzuspiegeln, als seinen Schöpfer zu entblößen und ihn uns bewegen zu lassen? —M.F.
6. Beastie Boys, „Sabotage”
Whhhooooaaaa!!!! Die Nostalgie der Siebziger Jahre prägte die Popkultur der 1990er Jahre. Schoolhouse Rock! Rocks. That ’70s Show. Alles von den Black Crowes. Und natürlich das groovige Video „Sabotage” der Beastie Boys. Der Clip ist wie der Vorspann einer klassischen Primetime-Fernsehserie gestaltet. Er zeigt das Trio, wie es seine Fantasien von Polizeidramen auslebt. Mit falschen Schnurrbärten, Pilotenbrillen und schlecht sitzenden Klamotten aus den 70ern.
Sie springen mit einem alten Sedan mit Blaulicht über einen Hügel und zwischen Gebäuden hin und her und machen eine Donut-Pause zwischen den Verhören von Verdächtigen. „Wir haben alle VHS-Kassetten von Streets of San Francisco und anderen Serien gesehen“, sagte Mike D einmal. „Und wir dachten: ‚Das wäre toll, wenn wir unsere eigene Version davon machen könnten.‘“
Sie haben es geschafft, indem sie sich voll und ganz darauf eingelassen haben. MCA spielt zwei Rollen („Sir Stewart Wallace als er selbst“ und „Nathan Wind als Cochese“), während Ad-Rock „Vic Colfari als Bobby, ‚The Rookie‘“ darstellt und Mike D als „Alasondro Alegré als ‚The Chief‘“ das Sagen hat. Es ist alberner Spaß. Und passt so gut zu dem Punk-Rap-Schrei-Marathon der Gruppe, dass es Danny Boyle zu seiner Verfolgungsjagd-Einleitung „Lust for Life“ in Trainspotting inspirierte. —K.G.