Billy Idols Generation Sex: Männer, die nicht abtreten wollen

Billy Idol und Kollegen formen Supergroup des Punkrock. Schneller Spaß oder nervige Rentner?

Seit einigen Wochen hängen großformatige Plakate in Berlin. „Generation Sex“ ist darauf lesen. Werbung für ein neues Dating-Portal? Ein Swingerclub am Stadtrand?

Beim näheren Hinsehen erkennt man vier schwarz-weiße Fotos von älteren Herren.

Offensichtlich wird ein Open-Air Konzert-annonciert. Es findet an diesem Freitag (07. Juli) Deutschland-exklusiv in der Zitadelle Spandau statt. Der „Slogan“ ist eine Kombi aus zwei Bandnamen, die um 1976 herum entstanden sind.

Der Abgebildete oben links ist Billy Idol. Als ewiger „Rebell Yell“ verzieht er wie ehedem schräg die Lippe. Ende November 2023 kann Idol seinen 68. Geburtstag feiern.

Seine Band aus der Frühzeit heißt Generation X. Hier konnte der Sänger in den frühen Jahren des Punk einige Achtungs-Erfolge mit Kloppern wie „Wild Youth“ oder „One-Hundred Punk“ (eine Ode an den „One Hundred Club“) erzielen. Die „Generation“-Vergangenheit ist also ein Bestandteil dieser Supergroup.

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Das „Sex“-Element wiederum stammt von den Sex Pistols, die in der neuen Formation mit Gitarrist Steve Jones (67) und Drummer Paul Cook (ebenfalls 67) vertreten ist. „Gen X“-Kollege Tony James komplettiert das fidele Quartett.

Seit 2018, als sich die Generation Sex erstmals im Roxy-Theatre zu Los Angeles zueinander fand, existiert dieses Lederjacken-Projekt bereits. Aus einem Live-Späßchen wurde ein Tour-Projekt.

In einem aktuellen Telefon-Interview mit der „Berliner Zeitung“ erläutert Billy Idol die Fusion der Schlachtrösser des UK Punk. „Wir spielen mit dem klassischen Signatur-Sound, den Jonesy und Cookie haben. Der Pistols-Sound, den diese beiden Typen maßgeblich geprägt haben. Dieser Sound hat mir schon Mitte der Siebziger sehr viel bedeutet.“

„Normalerweise“ würde er ja keine Songs der Sex Pistols singen, so Idol. „Denn das sind einfach Johnny-Rotten-Songs. Aber Jonesy und Cookie wollten die unbedingt spielen.“

Fans dürfen also eine Art Sex-Pistols-Revue erwarten, garniert mit Solo-Klassikern wie „Dancing With Myself“ und vielleicht „White Wedding“ oder „No One Is Innocent“ aus der Stachelhaar-Star-Phase von Billy Idol in den 1980ern.

Nicht nur Text von „White Wedding“ mag heute ein wenig altbacken klingen. Dort heißt es im Rocker-Macker-Style: „Hey little sister, what have you done? Hey little sister, who’s the only one? Hey little sister, who’s your Superman? Hey little sister, who’s the one you want?”

Gesungen von einem bald 70-Jährigen muss man das als Alt-Herren-Späßchen verbuchen.

Ein Blick zurück auf „damals“, als Punk vor über vier Jahrzehnten noch wild und rebellisch war.

Der „NME“ berichtet von über 25,000 „old school fans”, die Anfang dieser Woche in London das Crystal Palace Park Festival besucht haben, wo Generation Sex neben Blondie und Headliner Iggy Pop die Stimmung angeheizt haben. Der Befund lautet milde: „Punk still has its place in 2023“.

Bleibt zu hoffen, dass sich Billy Idol und Kumpels beim Solo-Trip in Spandau am Freitag nicht allzu ernst nehmen.

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