Birth of Cool

OTOGRAFIE IST JAZZ fürs Auge“, hat der 2008 verstorbene Fotograf William Claxton mal gesagt. Und wer seine Arbeiten gesehen hat, die wie spontan improvisiert wirken und zugleich die große Bildkomposition mitdenken, wird es nicht mehr länger für einen Zufall halten, dass man sowohl im Jazz als auch in der Fotografie von Sessions spricht.

1960 begab Claxton sich gemeinsam mit dem im Jahr 2000 verstorbenen deutschen Musikethnologen Joachim – Ernst Berendt auf die Spuren des Jazz. Sie starteten in New York bei den großen Plattenfirmen Columbia, RCA Victor und Atlantic, besuchten Gospelsänger in Newark, fuhren mit dem Chevy die Ostküste entlang, dann nach Florida, New Orleans, den Mississippi Richtung Norden hoch und dann weiter nach Chicago, von dort nach Kalifornien und zurück an die Ostküste. Sie trafen Musiker wie Dizzy Gillespie, Thelonious Monk, Ornette Coleman, Memphis Slim und Muddy Waters. Berendt führte Interviews, Claxton hielt die Reise in Bildern fest. Das Foto links etwa entstand am Rande einer Jam-Session, zu der sich u. a. Chet Baker, Zoot Sims, Stan Getz und Chico Hamilton auf dem Anwesen Falcon Lair in Beverly Hills einfanden, und zeigt die legendären Schlagzeuger Philly Joe Jones und Larance Marable.

1961 erschienen Claxtons Bilder und Berendts Texte in dem herrlichen Buch „JazzLife“ beim Burda Verlag. 2005 veröffentlichte der Taschen Verlag eine erweiterte limitierte Prachtausgabe dieser sehr lebendigen und wunderschön anzuschauenden Jazzgeschichte, inklusive eines Vorworts von William Claxton. Nun erscheint dieses 600-seitige Werk endlich in einer erschwinglichen Volksausgabe. „JazzLife“ ist Jazz für den Ohrensessel. MB

„JazzLife“ von William Claxton und Joachim E. Berendt ist als erweiterte Neuedition im Taschen-Verlag erschienen und kostet 29,95 Euro.

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