Björk

Paris, Le Grand Rex

Die Atmosphäre ist gemütlich und doch morbide, wie so vieles in Montmartre. Das Theater hat schon bessere Zeiten gesehen. Einst wurden Revuen zelebriert, heute konsumiert die Pariser Jugend hier lieber Popcorn zu US-Blockbustern. Für ein paar Tage erscheint die Halle nun wieder in altem Glanz. Ein anderer Ort für ihren Tourneestart wäre ihr gar nicht in den Sinn gekommen, behauptet die Isländerin am nächsten Morgen vor der Presse in der Zentrale der Kommunistischen Partei Frankreichs. In diesem Land wird sie angebetet wie eine Göttin.

Nach einem kurzen Set der US-Elektro-Frickler von Matmos erlöschen die Lichter im Grand Rex. Eine überdimensionale Spieldose klimpert leise, und über 60 Streicher nehmen ihre Plätze im Orchestergraben ein. Unter ihnen erhebt sich plötzlich eine kleine Frau und rafft den Saum ihres absurden Pfauen-Kostüms. Gemessenen Schrittes durchquert Björk das Parkett und singt, etwas eingeschüchtert von der andächtigen Stimmung im Saal, die Worte zu,,Harm Of Will“ von einem zerknitterten ZetteL Es folgen „f/omogenic“und „föspertine“-Stücke überernst, fast klobig.

Nach der Pflicht der neuenTitel und einer kurzen Pause kehren Björk, das Orchester, Matmos, Harfenistin Zeena Parkins und der aus 15 sympathisch unprofessionell wirkenden Grönländerinnen bestehende Chor dann wie ausgewechselt zur Kür auf die Bühne zurück. Sie wippen ausgelassen im Takt, schunkeln und tanzen, als die Sängerin eben Hit nach dem anderen anstimmt:, Jsobel““,Venus As A Boy“, „Possibly Maybe“ und eine ergreifende Version von „Human Behaviour“. Björk, nun im roten, bei jedem Hüpfer laut rasselnden Federkleid, betätigt sich als menschliches Tamburin. Der geplanten, aus Budgetgründen aber verworfenen Buhnendekoration aus Eis bedarf es gar nicht, diese Frau versetzt einen ohnehin in eine andere Welt

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