BOB DYLAN – BERLIN, WALDBÜHNE

Frohe Kunde war vorab aus Leipzig gedrungen: Außerordentlich gut drauf sei Herr Dylan dort gewesen, regelrecht mitteilsam, sogar „Blowin‘ In The Wind“ habe er gespielt, das sei doch wohl ein gutes Zeichen. Jedenfalls sind damit die beiden Fragen, die man an Dylan-Konzertbesucher zu stellen pflegt, auch für Berlin teilweise schon beantwortet: 1. Wie war er drauf? – und 2. Was hat er gespielt?

Bob gibt sich ganz irdisch: stellenweise tänzelnd, blinzelnd, in den Knien wippend, offenbar fest zum Entertainment entschlossen. Natürlich scheitert jede professionelle Show-Geste im Ansatz. Doch bereits ein winziges, kaum sichtbare Bob-Grinsen ist ja mehr wert als fünf Tonnen Tom-Jones-Charme. Die Tourband besteht aus wetterfesten Leuten, die sich von Dylanschen Schlenkern und Abweichungen nicht aus der Ruhe bringen lassen. Tony Garnier (Bass), Larry Campbell (Violine, Gitarre), David Kemper (Schlagzeug) und Bucky Baxter (Steel Guitar) werden von Enthusiasten – mal wieder – als „Dylans beste Band seit langem“ bezeichnet Diesmal wohl zurecht.

Das Live-Repertoire weicht kaum von dem ab, was sich in den letzten Jahren als Standard herauskristallisiert hat. In anderthalb Stunden Konzert kaum Überraschungen: „Silvio“ hat sich ab Mitglied des Kernteams etabliert, „Tangled Up In Blue“ hört man auch in der achthundertsten Version wieder gern. Der Schwerpunkt liegt wie gehabt beim frühen Material. Darunter auch leicht vergilbte Poeme wie „The Times They Are A-Changin“, „Masters Of War“ und – genau: „Blowin‘ In The Wind“.

Was nun keineswegs darauf zurückzuführen ist, daß vom Publikum nur Klassiker gewünscht werden. Als im Zugaben-Teil „Love Sick“ auftaucht, ist der Jubel groß. Noch bevor die Sonne untergegangen ist, verschwindet der song and dance man wieder im dunklen Wald hinter der Bühne. Immerhin gibt einer der Konzertbesucher später noch Autogramme: Der stadtbekannte Barde Wolf Biermann unterschreibt emsig Eintrittskarten.

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