Bob Neuwirth – München, Substanz

Kleine Verwirrungen um Giant Sand am Rande. Was nach der Trennung oder Solo-Pfaden riecht, ist nur ein Ergebnis schlichter Zufalle. Giant Sand Mastermind Howe Gelb ist immer gern mit neuen Leuten, anderen musikalischen Partnern unterwegs. Für diesen Herbst hat er sich mit Bob Neuwirth zusammengetan, um den neuen alten Weisen Tribut zu zollen.

Die Rhythmustruppe, Bassist Joey Burns und Schlagzeuger John Convertino, stellt sich dagegen auf eigene Beine. Nahezu gleichzeitig touren auch sie mit der Songwriterin Barbara Manning durch unsere Lande. Giant Sand sind also in Europa, und überall, wo einer der beiden Teile auftritt, gibt es auch ein wenig Giant Sand-Nostalgie. Allen voran Howe Gelb, berüchtigt für sein unstetes Wesen und die Angewohnheit, jeglichen Songs das Gefälligkeitsgewand abzunehmen. Gemeinsam mit dem Veteranen und Allround-Künstler Bob Neuwirth bestreitet er im gut gefüllten Gub Substanz einen Abend, der sich kaum gegensätzlicher gestalten lassen könnte.

Während Bob Neuwirth der alten Songwriter-Tradition hingebungsvoll verhaftet bleibt, mit jener schweren, klagereichen Stimme von gescheiterten Existenzen erzählt, zerfährt Howe Gelb lakonisch wie immer seine Song-Entwürfe. Neuwirth baut auf die Atmosphäre schlichter, klarer Songs, Howe Gelb antwortet drauf mit Fragmentarischem, mit lose gespielten Statements. Hier zerbröseln die Melodien zu Stückwerk, dort begleiten sie tragische Geschichten. Erzählkunst in unterschiedlicher Herangehensweise. Man spielt weniger gemeinsam als vielmehr den anderen unterstützend, wobei der Eindruck entsteht, als würde Bob Neuwirth – und auch manch einer im Publikum – sich weniger Zerfranstheit von Gelb wünschen.

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