Carl Newman über den Erfolg seiner Indie-All-Star-Band The New Pornographers

So ganz kann Carl Newman auch am Morgen danach noch nicht fassen, was da passiert ist: Seine New Pornographers bei David Letterman! „Fünf Millionen haben unseren Song gesehen“. Nämlich „The Laws Have Changed“ aus dem neuen, zweiten Album „Electric Version“. „Wir spielten, er schüttelte uns die Hände, nach dreieinhalb Minuten war es vorbei. Das war weniger einschüchternd als vor allem sehr surreal.“

Ganz real ist das Sextett aus Vancouver damit wohl in eine neue Phase seiner Karriere eingetreten, die noch bis zum Debüt „Mass Romantic“ vor drei Jahren arg schleppend verlaufen war. Dabei dürfte die Band die momentan einzige sein, die erstens in Dan Bejar ein „secret member“ beschäftigt, das immerhin auch drei Songs zum aktuellen Album beisteuerte. Und die zweitens mit Neko Case eine emanzpierte Frau in ihren Reihen weiß, die sich dort begeistert auf die Rolle als „totale Puppe“ zurückzieht.

Zu Punkt eins merkt Newman an, dass er verstehen könne, dass sich Dan „einfach auf seine eigene Band Destroyer konzentrieren will. Er weiß, dass die New Pornographers mein Ding sind, auch wenn wir ein paar seiner Songs spielen.“ Nicht ganz versteht Newman allerdings, warum alle Welt (inklusive Autor) seine mit tausend kleinen Ideen gespickten Pop-Songs für abstrakter hält als die konkreten Absurditäten von Bejar, der sich in „Testament To Youth In Verse“ aber auch mal eine kleine Dylan-Referenz leistet. „Kann mir jemand sagen, was in ‚Chump Change‘ passiert? Aber ich kann schon sehen, dass Dan mehr Wert auf merkwürdige Details legt.“ Jedenfalls sei diese Konkurrenzsituation gut“Du willst ja nicht schlechtere Songs als dein Freund schreiben.“

Was den zweiten Punkt angeht, macht Carl sich keine Illusionen. Darüber, dass der Tag kommen könnte, an dem „ihre totale Puppe Neko Case endgültig ihre Solo-Karriere präferiert, zumal sie inzwischen nach Chicago verzogen ist. „Solange sich beides irgendwie vereinbaren lässt, will sie auch beides machen. Jedenfalls sind die New Pornographers kein sideproject für sie.“ Und wenn sie irgendwann doch geht, holen sie sich eine andere Frau? „Gute Frage. Ich mag Frauen-Stimmen einfach. Ja, ich denke schon, dass wir eine neue Frau suchen, sollte Neko irgendwann gehen.“ Noch gemeinsam wollen sie im Herbst erstmalig auf Tour in Europa gehen. Bisher spielten sie nur einmal in Oslo, dem Geburtsort von Carls Mutter. „Ich bin als Kind mal da gewesen, und es war schön zurückzukommen. Es ist toll, tausende Kilometer weit weg zu spielen, und die Leute kennen deine Musik.“ Wohl besser als David Letterman.

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