Cass McCombs
Cass McCombs beginnt im Mülleimer zu kramen, befördert sein eigentlich schon entsorgtes Päckchen Tabak zurück in die Zivilisation und dreht sich aus den wenigen verbliebenen Krümeln eine Zigarette. Als der kaum streichholzdicke Notnagel glimmt, geht es ans Eingemachte, „ich weiß auch nicht, warum ich Musik mache“, sagt McCombs zwischen zwei Zügen, „ich weiß nur, ich muss.“
Für Musik, die erzwungen wurde, klingt „Dropping The Writ“, das dritte Album des Amerikaners, allerdings überraschend leicht und luftig. Wenn man das sagen kann von Songs, in denen der Regen krumm vom Himmel fällt, Wälder versteinert sind, der Reif auf dem Wacholder schmilzt und sogar die Vögel müde sind. Aber McCombs besitzt das seltene Talent. Traurigkeit in Melancholie zu veredeln ohne dabei peinlich zu werden, und selbst aus der Tragödie ein wohliges Gefühl zu zaubern. „Ich finde ja nicht, dass meine Musik dunkel ist“, sieht der ehemalige Chorknabe die Sache naturgemäß anders, wenn auch nur graduell. „Für mich ist das alles ziemlich grau“, lacht er.
Es ist ein unsicheres Lachen, eher ein lautes Kichern, verschämt und ungefähr so stockend, wie er auch spricht. McCombs ist unwohl. Er umrandet die Augen mit Kajal und spricht nicht gern über sich oder die Umstände seiner Kunst. Er will sich „nicht festnageln lassen“ und dass er sich zeitweise mit Putz-Jobs über Wasser halten musste. ist ihm nur schwer zu entlocken. Am liebsten, sagt er, würde er seinen Alben nicht einmal Titel geben: „Ich lese auch keine Biografien. Ich will nichts wissen über einen Künstler, weil es meinen Interpretationen seiner Kunst in die Quere kommt. Es macht die Kunst kleiner. Der Künstler ist doch nur ein Gefäß.“