c/o pop 2025: Wie sehen die Festivals der Zukunft aus?

Schillernder Nachwuchs in Zeiten des Wandels. Wenn deutsche Rapper wie Apsilion auf französischen Punk treffen

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Aufgalopp zur Open-Air-Saison in Köln. Auch im 22. Jahr setzte das rheinische Convention-Festival mit seiner Mischung aus Branchen-Kongress (1.400 Teilnehmer) und Publikums-Happening mit rund 30.000 Besucherinnen die Agenda zum aktuellen Pop-Geschehen.

Heißes Thema auf dem kompakten Kongressgelände im Stadtteil Ehrenfeld war zum einen die Frage „Wie geht es weiter mit den Sommer-Events?“, manifestiert im Panel „How Music Festivals Can Change The World“.

Im Gespräch mit Panelistin Mika Christofferson vom 200.000-Fans- Festival im dänischen Roskilde wurde deutlich, wie sehr sich die Live- Landschaft gerade wandelt. Das liegt an gestiegenen Anforderungen im Umwelt- und Nachhaltigkeitsbereich. Mit großen Kosten hat mit in Roskilde etwa die Versorgung mit Ökostrom oder die Erreichbarkeit per Bahn verbessert. Das muss mit teilweise exorbitanten Gagen-Forderungen von Superstars in einen soliden Finanzrahmen gebracht werden.

Kürzungsrunden in der Hauptstadt: Wen wird es treffen?

Gleichzeitig wandelt sich das Publikum. Christofferson erinnert an die Show von Lil Nas X, der den Roskilde-Ground zu einer weithin queeren Mega-Show machte. Tendenzen, die bei der c/o pop vorweg genommen werden. Der Generationswechsel, er kommt mit Macht.

Zum anderen steht die grundsätzliche Entwicklung der Nachwuchs- und Avantgarde-Förderung unter Feuer. War doch in der Berliner Tagespresse und im Wochenmagazin „Die Zeit“ zu lesen, dass die Kürzungsrunden in der Hauptstadt sowohl das Elektro-Festival „Club Transmediale“ (CTM) als auch die im Spätsommer stattfindende „Pop-Kultur“ deren Existenz weiterhin gefährden. Kurz vor dem Abgrund also.

In Köln wäre die Situation weitaus gefestigter, sagt c/o pop-Co-Chef Ralph Christoph. Gerade durch die vermittelnde Position zwischen Industrie und „Underground“ hätte man einen Vorbild-Charakter für neue Projekte in anderen Städten wie Stuttgart, Hannover oder Nürnberg eingenommen.

Ein quirliger Mix, der vom Showcase des Universal-Labels Vertigo bis zu den Export-Office-Shows von Frankreich, Österreich, Schweiz oder Spanien reicht. Spätestens nach der Pandemie hat die c/o pop konsequent auf den Nachwuchs gesetzt, nach dem Motto „you saw it here first!“

Alli Neumann

Im dichten Pulk mit Regenschirmen vor dem coolsten Büdchen des Viertels

Dazu gehörten auch die beiden ausverkauften Konzerte von Rapper Apsilon im örtlichen Schauspielhaus. Gewinner im Sektor „Energy Flash“: Der kenianische Weltbürger Kabeaushé, mit einem schweißtreibenden Hüpf-Auftritt im Club Bahnhof Ehrenfeld (CBE) sowie der schwedische Genre-Brecher Boko Yout im Art Theater. Am gleichen Ort stellte das Punk-Trio We Hate To Please You (zwei Frauen, ein Mann) alle Klischees von französischer Popmusik auf den Kopf.

Im sprichwörtlichen „mittelgroßen Clubformat“, das bis zur ausverkauften Show von Alli Neumann in der Live Music Hall reichte, wurde die c/o pop ihrem Ruf als Entdecker-Veranstaltung kurz vor der Karriere Rakete mal wieder mal gerechnet.

Selbst, wenn es zum Festival-Auftakt etwa 36 Stunden Katzen und Hunde regnete wie in Woodstock. Findige Gäste standen im dichten Pulk mit Regenschirmen vor dem coolsten Büdchen des Viertels. Am Publikums-Wochenende lachte dann wieder voll die Sonne. Wie gesagt: Die coole Mischung macht’s.

Christian Heidel