Conni will da mal was klarstellen (über Hass, Satire und Urheberrecht)

Der Carlsen-Verlag geht seit einiger Zeit gegen die immer beliebter werdenden Conni-Memes vor. Ist das ein Kampf gegen ungewollte Satire?

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„Conni zockt den ganzen Tag Ballerspiele, weil ihre Kita zu wenig Personal hat.“ „Conni hat ihr erstes Burnout.“ „Conni lernt Steuererklärung“. Das sind nur drei Titel unzähliger Memes, die derzeit als Parodie auf die berühmten Conni-Bücher existieren.

Die Kinderbuchreihe ist eine der großen literarischen Erfolgsgeschichten der letzten Jahrzehnte. Dass sie von vielen Eltern als belehrend und dem liberalen Zeitgeist enthoben erscheinen, dürfte keinen unerheblichen Teil bei der Motivation gespielt haben, Conni-Cover zu „stehlen“ und sich einen eigenen, witzigen Reim daraus zu machen.

Nur will der Carlsen-Verlag, der die Conni-Bücher herausbringt, nicht mehr tatenlos zusehen. Vor einigen Tagen geisterte durch die Medien, dass der Verlag bereits juristisch gegen Conni-Veralberer vorgegangen sei. Das ist so nicht ganz korrekt, wie Carlsen in einem Statement präzisierte.

Conni soll keinen Hass propagieren

„Wir drohen nicht mit Klagen, sondern fordern in bestimmten Fällen dazu auf, das jeweilige Meme aus dem Netz zu löschen“, hieß es in einer Erklärung im Business-Netzwerk LinkedIn. Dazu gestaltete der Verlag sozusagen selber eine Meme mit dem Titel „Conni will da mal was klarstellen“.

Man wende sich dabei schon alleine wegen der humanistischen Grundhaltung der Vorlage gegen menschenverachtende, rassistische, gewaltverherrlichende und pornografische Verwendungen von Conni. Zugleich betonte Carlsen, dass die kommerzielle Nutzung von Conni-Memes untersagt sei. „Diese Nutzungen können wir aus Gründen des Urheberrechts und des Markenschutzes nicht genehmigen.“

Bisher gab es keine Klagen

Anders als es in Gerüchten vor allem in sozialen Netzwerken hieß, sei ein gerichtliches Vorgehen bisher nicht erforderlich gewesen. Künstlerische Freiheit in Form von Satire wolle man zudem nicht einschränken. Conni-Memes gebe es bereits seit vielen Jahren. „Uns freut es, dass die Figur Conni so bekannt und beliebt ist, dass sie sehr viele Menschen zu verspielten und lustigen Beiträgen im Internet inspiriert“, erklärte der Verlag. Die geltenden Urheberschutzregeln seien aber dennoch zu beachten.

Und was ist nun die Moral von der Geschicht‘? Conni – mit ihrem Ringelshirt und der roten Schleife im Haar – funktioniert als Reizfigur offenbar blendend für ein erwachsenes Publikum, das sich über den literarisierten Versuch lustig macht, Kinder sanft zu mehr Eigenverantwortung und Integrität zu führen. Ironisiert man durch die Memes (unbewusst?), dass es sich dabei um ein unsinniges Unterfangen handelt? Beömmelt man sich über die Unfähigkeit der Macher, diverser zu denken? Oder spielt das Netz nur wieder seinen Hang zur Infantilität aus?

Der sprunghafte Anstieg der Conni-Memes hat jedenfalls einen anderen Grund: KI! Seitdem es für die Menschen immer leichter geworden ist, mit KI-Apps Bilder herzustellen, nehmen gerade solche zu sehr bekannten Vorlagen mit neuem Inhalt zu – meist ohne Sinn und Verstand. Dabei lässt sich eben auch viel über Urheberschutz lernen, nicht nur für Conni.