Courtney Love: Bei der Arbeit erwischt
Die US-Ausgabe des Rolling Stone schickte einen Fotografen in die New Yorker Electric Lady Studios und machte eine für viele erstaunliche Entdeckung: Courtney Love arbeitet am finalen Mix ihres neuen Hole-Albums "Nobody's Daughter".
Der Autor Neil Pollack, der mit seinem Buch „Never Mind The Pollacks“ 2003 vielleicht die definitive Satire auf den Musikjournalisums abgelegt hat, nannte Courtney Love stets: „She Who Shall Not Be Named for Fear of Lawsuit“, während den Freunden des Protagonisten die Worte reichten: „The Widow“. Tatsächlich ist es mitunter schwer, unter all dem Gossip, dem Ausfüllen der Cobainwitwen-Rolle, den Skandalen und den öffentlichkeitswirksamen Fehltritten nicht zu vergessen, dass Courtney Love uns in ihrer Karriere Musik beschert hat, die definitiv ihren Platz in der Geschichte des Rock’n’Rolls verdient. Man gönne sich einfach mal die Zeitreise, sich noch mal der herausgeschrieenen Fuck-You-Attitüde des Hole-Debüt „Pretty On The Inside“ auszusetzen oder den für Hole-Verhältnisse glatt polierten aber immer noch ungemein packenden späten Hit „Celebrity Skin“ aufzudrehen. Ob man das Solo-Stil-Stückwerk „America’s Sweetheart“ dann noch brauchte, ist allerdings eine andere Frage.
Aber genug vom Blick die Vergangenheit: Hole sind zurück. Oder vielmehr ist Courtney Love seit längerem im Studio und hat sich entschlossen, ihr für Januar versprochenes Album „Nobody’s Daughter“ unter dem Namen Hole zu veröffentlichen. Das „Warum?“, erklärte sie in der aktuellen amerikanischen Ausgabe des Rolling Stone: „Es sind vier Buchstaben. Es ist verdammt noch mal einer der besten Bandnamen aller Zeiten, wenn ich das mal ganz unbescheiden festhalten darf. Ich dachte erst, er wäre ein wenig vulgär, aber immerhin ist er nicht phallisch. Es ist H-O-L-E, es ist ein großartiger Bandname, und es ist meiner.“ Musikalisch sei ihr aktueller Sound wieder härter und rockiger, was sie angeblich auf den Gedanken gebracht hätte. Von der Hole-Urbesetzung (neben Love: Eric Erlandson an der Gitarre, Jill Emery am Bass und Carolyn Rue am Schlagzeug) ist selbstverständlich niemand dabei, und Ex-Gitarrist Eric Erlandson ließ schon verlauten, er bezweifele, dass Love der Name wirklich gehöre.
Im Moment laufen die letzten Arbeiten an „Nobody’s Daughter“ in den New Yorker Electric Lady Studios. Der amerikanische Rolling Stone konnte die Dame unlängst besuchen und Impressionen aus dem geschichtsträchtigen Studio einfangen. Die Fotogalerie findet sich hier.
Thematisch kreise das Album um die Themen „Gier, Rache und Feminismus“, aufbereitet in einem düsteren Rock-, Blues- und Punkgemisch, wie erste Ohrenzeugen berichten. Love selbst sagt, „Nodody’s Daugther“ klänge wie die „gute Seite von Pink Floyds ‚The Wall‘ oder wie Bowies ‚Diamond Dogs‘.“ Songtitel wie „Skinny Little Bitch“ lassen zudem vermuten, dass man sich wieder über den „Parental Advisory – Explicit Content“-Sticker freuen darf. Loves Lieblingstextzeile sei übrigens aus dem Titelstück, wie sie dem US-Rolling-Stone verriet: „Meine Lieblingslyrics sind: ‚Nobody’s daughter, she never was, she never will be beholden to anyone. She cannot kill. You don’t understand how evil we really are‘. Ich weiß nicht ganz genau worum es da geht, aber es hat sicher mit mir und meiner Tochter zu tun.“
Ob das Album tatsächlich den Januar schafft, sei indes dahingestellt. Das erste Mal war es bereits für Februar 2007 angekündigt. Da machen ein paar Monate mehr den Kohl also auch nicht mehr fett.