Das Beste aus beiden Welten

Jason Mraz kommt einem wie jemand vor, dem es immer gut geht. Die entspannte Musik, die ausgelassen-feierlichen Konzerte, dazu das quirlige Drumherum auf iTunes, YouTube und MySpace – Mraz und seine Gefolgschaft sind von einem kommunalen Grundgefühl und einer beseelten Heiterkeit umgeben. So scheint es! Doch tatsächlich hätte man zukünftig fast ohne den in Virginia geborenen Ex-Kaffeehaus-Folker auskommen müssen. „Ich war nach der letzten Platte drauf und dran, alles hinzuschmeißen“, sagt Mraz, „drei Jahre Hotelleben hatten mich fertig gemacht. Ich war ausgebrannt und wusste nicht mehr, was das Ganze bedeutet.“

Wie unnatürlich so ein — in Musikerkreisen ja ganz gewöhnlicher — Zustand ist. fiel Mraz auch deshalb auf, weil er in seiner damals neuen Heimat San Diego das Surfen begonnen und die damit oft verbundene spirituelle Erweckung erlebt hatte. Ja, wirklich: Mraz ist jetzt ein Surfer. Beiden Interviews zum neuen Album, „We Sing, We Dance, Wc-Steal Things“, stehen weltweit Surf-Magazine auf der Liste, so als würde es da ein gegenseitiges Erkennen geben. „Surfen hat mein Leben revolutioniert. Ich fing an, mich wieder zu fühlen, und veränderte meinen Lebensrhythmus und meine ganze Haltung“, sagt Mraz.

Weil nun der Unterschied zwischen dem Lotterleben auf Tour und der neu gefundenen inneren Balance kaum zusammenzubringen war, entschied sich Mraz für ein Jahr Auszeit. „Ich habe meine Band aufgelöst und meine Beziehung beendet, um nach Hause zu gehen und meine Werte neu zu bestimmen. Ich habe das wohl dringend gebraucht – nur einen Monat später bin ich mit einem Grinsen aufgewacht und tanzte wieder über dem Teppich.“

Das ging ja schnell. Der erneuerte Mraz ist wieder der hochentspannte, freundlich verträumte Sonnyboy, der er vorher war, bloß reifer. „Ich folge meiner Astrologie, so gut es geht — ich war 29, als meine Krise deutlich wurde, und das ist die Lebensphase, in der du ins Erwachsenen-Alter eintrittst. Nicht, dass man sich darauf etwas einbilden könnte – man ist dann bloß der kleinste unter den großen Jungs und steckt in einer seltsamen Zwischenzeit, in der sich viel entscheidet. It’s like Auf “ We Sing, We Dance, We Steal Things“ hört man die Veränderung vielleicht insofern, als viele der neuen Lieder noch gelassener und freundlicher klingen. Und dann sind da noch einige ruhige, fast eingekehrte Momente, die es in Mraz‘ Flummi-Folk-Pop bislang nicht zu hören gab. Mraz hatte zuerst ein leises Akustikalbum machen wollen, war im Londoner Studio von Martin Terefe (Ron Sexsmith, KT Tunstall, James Morrison) aber doch von der Freude übermannt worden. Das dann geplante Doppelalbum scheiterte am Veto derPlattenfirma, weshalb „We Sing…“ nun das Beste aus beiden Welten vereint.

„Das ist doch eine sehr kraftvolle Beschreibung unseres Lebens“, sinniert Mraz über den Albumtitel, den er von dem schottischen Zeichner David Shrigley abguckte. .Alles, was wir tun, hat schon jemand vor uns getan, und alles, wovon wir leben, hat unser Planet uns zur Verfügung gestellt. Wenn ich aus dem Flugzeug auf die Erde sehe, habe ich dieses Gefühl, dass wir wie eine Bakterienkultur sind, ein wundervoll-schrecklicher Organismus, der die Erde befallen hat. Warum sind wir hier? Doch hoffentlich nicht, um uns gegenseitig umzubringen, sondern um zu singen und zu tanzen.“

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