Das Erbgut

Die Songs kann und muss man immer wieder auflegen, andere Ereignisse der Dekade sind nicht wiederholbar. Umso mehr haben auch sie unsere Welt verändert – ein Schnellüberblick

1 Der Mini

Eine blecherne Ikone des Jahrzehnts: Vor dem Hintergrund der Suezkrise und der damit verbundenen Benzin-Rationierungen in Großbritannien entwarf die British Motor Corporation den Mini und – vor allem für den Rennsport – den Mini Cooper. Das kleine Ding wurde auch deshalb so hip, weil viele Prominente eines fuhren, zum Beispiel die Beatles, Twiggy und Peter Sellers.

2 Der Meister

Der Vorsitzende hat das Wort: In den 60er-Jahren erkannte die Studentenbewegung in Mao Tse Tung, dem Vorsitzenden der Kommunistischen Partei Chinas – wie auch in Che Guevara und Ho Chi Minh -, einen Helden im Kampf gegen die herrschenden Verhältnisse. Insbesondere in den aus dem SDS hervorgehenden K-Gruppen spielte das Gemenge aus Marxismus und chinesischer Philosophie eine Rolle.

3 Die Mods

Die britische Arbeiterjugend wollte raus aus dem Elend und zog sich zu dem Zweck wenigstens schon mal gut an: We are the Mods! GIs bringen schwarzen Soul ins Land, eigene Bands wie The Who sorgen für den lokalen Soundtrack. Feiern, trinken, Rocker prügeln, so geht das Wochenende. Wichtigstes Utensil: scheckheftgepflegter Motorroller.

4 Der Bananenmann

Suppendosen und Liz Taylor: Alles gleich, alles Bild, alles schön. Der New Yorker Andy Warhol verwischte den Kunstbegriff und bejahte die Oberfläche in Grafik-Design, Malerei und Film so radikal wie möglich. Die Factory wurde zum Nabel der Welt, Warhol der Herbergsvater der internationalen Kunst- und Musikszene.

5 Die Filmhelden

New Hollywood revolutionierte das US-amerikanische Kino, gab sich gesellschaftskritisch, drastisch und unkonventionell. Nach „Bonnie und Clyde“ und „Die Reifeprüfung“ gelang mit Dennis Hoppers „Easy Rider“ der erste ganz große Erfolg – und die endgültige Dekonstruktion des Golden Age.

6 Die freie Liebe

Jeder, wie er will! Auch dank der seit 1960 erhältlichen Anti-Baby-Pille wurde möglichst ungezügelter Geschlechtsverkehr zum Symbol für die Befreiung von bürgerlichen Moralvorstellungen. „Wer zweimal mit derselben pennt, gehört schon zum Establishment“, reimten die Losgelösten.

7 Die Stadt der Städte

Twiggy gab Swinging London ein Gesicht. „Der höchstbezahlte Kleiderbügel der Couture“ inspirierte Mitte der 60er Tausende von jungen Britinnen zu Abmagerungskuren. Im Ufo-Club trieben Pink Floyd psychedelische Klangexperimente, die Stadt feierte einen unbekümmerten und kreativ berauschten Hedonismus.

8 Die Traumfrauen

Der in Paris geborene Regisseur Roger Vadim machte Gattin Brigitte Bardot zum Star und spiegelte in einer Mixtur aus Romantik, Frivolität und Trash die Sexualisierung der Gesellschaft. Verpönt, aber besonders schön: „Barbarella“ mit Vadims dritter Ehefrau Jane Fonda, ein herrlich psychedelischer Unsinn. Boobs in space.

9 Der Teufel

Am 8. August 1969 verlor die hippieske Gegenkultur Amerikas ihre Unschuld: Die „Manson Family“ mordete auf bestialische Weise im Haus von Roman Polanski, zitierte dabei auch noch die Beatles und beschmierte die Wände mit dem Blut von Sharon Tate. War der Irrsinn etwa die Unterseite der Hippie-Bewegung? Charles Manson wurde jedenfalls ein Star.

10 Der Vordenker

Rudi Dutschke gab ab Mitte der Dekade der Studentenbewegung und der Außerparlamentarischen Opposition ein Gesicht, wurde gar zu ihrem Sprachrohr verklärt. Dutschke initiierte Sitzblockaden, organisierte Demos und entwickelte eine rhetorische Macht, obwohl die Wenigsten seinen komplexen marxistischen Sätzen folgen konnten. Das 1968er Attentat auf ihn wirkte fast unausweichlich.

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates