Wie chaotisch war die Beatles-Trennung damals wirklich?

Neu aufgetauchte Dokumente von Beatles-Rechtsstreitigkeiten zeigen, wie komplex deren Scheidung damals wirklich war.

Vor fast 55 Jahren, im Jahr 1970, lösten sich die Beatles auf. Gründe schien es dafür viele zu geben: kreative Differenzen, immenser Druck durch anhaltenden Ruhm, Unzufriedenheit mit dem neuen Manager Allen Klein und die Entfremdung John Lennons durch Yoko Ono. Keiner dieser Punkte ist eine neue Erkenntnis,  über jeden Faktor gibt es unzählige, bis heute anhaltende Spekulationen.

Die Scheidung der Beatles, schwarz auf weiß

Doch nun werfen wieder aufgetauchte Dokumente ein neues Licht auf das verworrene Ende der Band. Auf rund 300 Seiten getippte Papiere, die von den verschiedenen Beratern und Rechtsvertretern der vier Musiker zusammengestellt worden waren, wurden in einem Schrank gefunden, unangetastet seit den  1970er-Jahren.

Die akribisch dokumentierten Belege gewähren einen tieferen Einblick in das Ende der Beatles, wie es bisher noch nicht bekannt war. Obwohl die Auflösung der Band schon für den Außenstehenden kompliziert schien, beweisen die Dokumente nun die Komplexität der rechtlichen Streitigkeiten unter John Lennon, Paul McCartney, George Harrison und Richard Starkey (Ringo Starr).

Diese Woche noch sollen die Dokumente versteigert werden. Denise Kelly vom Auktionshaus Dawsons belegt, dass die Seiten von Anwälten während eines erbitterten Rechtsstreits vor dem High Court verwendet worden, der 1974 zur offiziellen Trennung der Band führte. Die erfahrene Auktionatorin las jede einzelne Seite der Beatles-Scheidungspapiere durch, konnte sie laut eigenen Angaben nicht eher weglegen, berichtet BBC.

Keine leichte Trennung

„Als ich die Sitzungsprotokolle las – Notizen, die Diskussionen zwischen den Rechtsteams und den Buchhaltern enthielten – fragte ich mich, wie um alles in der Welt sie alles in Ordnung bringen wollten, und manchmal konnte ich Panik im Raum spüren, als immer mehr komplexe Sachverhalte ans Licht kamen“, erzählte Kelly der BBC. „Einer der Anwälte schlug während einer Sitzung, als sie sich immer weiter im Kreis gedreht hatten, sogar vor: ‚Wäre es nicht einfacher, wenn sich die Beatles zur Ruhe setzen würden?“

Eine dramatische Episode in der Geschichte der Fab Four, fernab von den neugierigen Blicken der Öffentlichkeit. Denise Kelly stellt fest: „Wenn ich Drehbuchautorin wäre, wären diese Dokumente alles, was ich bräuchte, um die wahre Geschichte zu erzählen, die dazu führte, dass sich eine der meist verkauften Bands der Geschichte auflöste und getrennte Wege ging.“

Paul McCartney musste klagen, um die Musik zu schützen

Paul McCartney äußerte sich im Jahr 2021 zu den Jahrzehnte alten Spekulationen um die Trennung der Beatles. Der heute 82-Jährige erklärte gegenüber der BBC, warum er damals zwangsweise seine Freunde verklagen musste. McCartney macht die Verwirrung um die Auflösung der Band an deren Manager Allen Klein fest. Der kurzlebige Manager der Beatles beharrte damals darauf, dass er noch einige finanzielle Angelegenheiten zu regeln hatte. „Ein paar Monate lang mussten wir also so tun, als ob“, erinnerte sich McCartney. „Es war seltsam, weil wir alle wussten, dass es das Ende der Beatles war, aber wir konnten nicht einfach weggehen.“

McCartney wollte nie mit dem amerikanischen Businessmogul zusammenarbeiten, Lennon, Harrison und Ringo Starr jedoch schon. Um die Musik der Beatles vor den Klauen Kleins zu beschützen, sah McCartney sich schließlich gezwungen, seine Freunde und Bandkollegen vor dem Obersten Gerichtshof zu verklagen. „Ich musste kämpfen, und der einzige Weg, wie ich kämpfen konnte, war, die anderen Beatles zu verklagen, weil sie mit Klein zusammenarbeiten wollten“, erklärte er.

Die Papiere werden am 12. Dezember in Maidenhead, im Süden Englands, von Auktionshaus Dawsons versteigert und sollen zwischen 5000 und 8000 Pfund (6067 Euro und 9707 Euro) einbringen. Online-Bieter können sich beteiligen.

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates