Dauerstrom

Vintage-Trends und Musik-Streams bleiben Impulsgeber. Nun kommen die Online-Giganten ins Spiel

Die Cloud ist in der Unterhaltungstechnologie noch nicht so recht angekommen. Ein Alltagseindruck, den repräsentative Analysen wie der „Cloud Monitor 2014“ insofern stützen, als sie sich bislang auf die industrielle Nutzung konzentriert haben. TelekomCloud und Apples iCloud buhlen zwar um private Nutzer. Doch die Übereignung der Privatbibliothek an einen anonymen Riesenspeicher scheint für die meisten bislang schlicht unnötig. Datensicherheit ist nur ein Aspekt. Ein altmodisches, aber allzu menschliches Bestreben will die Dinge festhalten. Daraus erwachsen Gegenbewegungen zu Vintage-Trends mit Plattenspielern, Röhrenverstärkern oder Analog-Synthies. Nicht nur die Vinylschallplatte wird zum emotionalen Anker.

In toto war 2014 das Jahr des System-Mixes. Im Zentrum stehen dabei die Streaming-Services, die fast täglich für Meldungen sorgen. Sie werden zum Content-Treiber für die Hardware – vom Smartphone-Update über mobile Lautsprecher bis zum kompletten Home-Entertainment-System. Während der Branchenführer den Tarif „Spotify Family“ einführt, der Familienmitglieder günstig am Premium-Angebot partizipieren lässt, muss sich dieser auf Künstlerseite massiver Schelte erwehren: „Spotify is the future. Spotify is the enemy“, schreibt die „New York Times“ über die Helden-/Schurken-Position der Schweden. Es bleibt Taylor Swift überlassen, sich mit großem Bohei dem Streaming-System zu verweigern. Postwendend nennt Spotify-Boss Daniel Ek Zahlen: Nicht 500.000 Dollar habe Amerikas neue Popikone im laufenden Jahr von seiner Firma zu erwarten, sondern satte sechs Millionen. Swifts Gepolter wiederum wird trickreich zum Launch des YouTube-Premiumdienstes Music Key genutzt, dem nun auch die Independent-Labels angehören. Die Google-Tochter hatte Taylors Back-Katalog in die Demo-Version für Journalisten eingebaut. Worauf der alte Grantler Billy Bragg auf seiner Webseite notierte: „Google ist scharf auf Spotify. Und Swift wechselt jetzt einfach die Seiten.“ Um wenig später mit einer Entschuldigung zurückzurudern, als klar wurde, dass Swift auch die Bedingungen von Music Key nicht akzeptieren würde.

Was also bei etablierten Künstlern für Zähneknirschen sorgt (auch Altmeister Herbert Grönemeyer findet das Streaming-Abrechnungssystem „wenig ausgereift“), interessiert die wachsende Nutzerschar nur peripher. Spotify meldet aus Großbritannien und Frankreich, dem Heimatland der Konkurrenz Deezer, eine stark wachsende Premium-Gemeinde. Diese hat erstmals für schwarze Zahlen gesorgt. Keine Unsummen, aber immerhin. Höchste Zeit also für Apple, beim Streaming richtig mitzumischen. für März 2015 ist die Integration des Beats-Dienstes in die neue Version des Betriebssystems iOS angekündigt. Diese ist dann automatisch auf Apple-Geräten und in iTunes vorinstalliert. Ob Apple beim Abo-Modell bleibt oder eine kostenlose Variante anbietet, ist noch nicht spruchreif. Nine-Inch-Nails-Gehirn Trent Reznor jedenfalls bleibt dem Beats-Kreativteam treu und bastelt eifrig an neuen Services.

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