Der Abenteurer

Michael Mittermeier hat wieder ein originelles Programm ausgeheckt - anders als seine eher unlustigen Kollegen

Es hat nicht geklappt mit dem Ende der Spaßgesellschaft. Zurzeit laufen wieder so viele Komiker durchs Land, dass man den ganzen Tag lachen könnte. Wenn sie nur lustig wären! Bei der Verleihung des „Deutschen Fernsehpreises“ sprang kürzlich ein Comedian nach dem anderen auf die Bühne, um den Abend unterhaltsamer zu gestalten. Wer will schon all die bierernsten Schauspieler sehen? Der inflationäre Aufmarsch kam sogar Cordula Stratmann seltsam vor. Während Kurt Krömer und Johann König immerhin mancher Gag gelang, waren Mirja Boes und Oliver Pocher wieder das Königspaar der Banalitäten. Wer einmal versucht hat, all die peinlichen Zoten zu ertragen, die Pocher in seiner Show „It’s My Life“ reißt, der kann nur zu dem Schluss kommen, dass Harald Schmidt verrückt sein muss. Pocher greift ja noch zum allerletzten Mittel, das kein Komiker mehr anwenden sollte: Wenn keiner über ihn lacht, tut er es selbst.

Es sind solche Dampfwalzen und Klischeehuber wie Mario Barth, die dafür sorgen, dass „Comedian“ eine Art Schimpfwort bleibt. Wer würde sich nicht lieber Kabarettist nennen, wenn er ansehen muss, wie Mundstuhl ihr zehnjähriges Jubiläum feiern, indem sie auf allen Kanälen ihre alten Witze aufwärmen? Nun waren Dragan und Alder, C- und F-Hörnchen anfangs noch ganz amüsant, doch etwas Überraschendes ist dem Duo seitdem nicht mehr eingefallen. Dafür zeigen sie gern ihre Fähigkeiten beim Eislaufen und Turmspringen. Die Stratmann hatte mehr Glück, sie darf jetzt fast seriöse Quiz-Shows moderieren. Offensichtlich fällt es den meisten Komikern hierzulande sehr schwer, mal ein Angebot abzulehnen und einfach in Ruhe ein Programm zu schreiben, das nicht nur aus billigstem Ulk und abgenutzten Kalauern besteht.

Nun war Michael Mittermeier freilich auch viel unterwegs in letzter Zeit, trat bei „Live 8“ und „Live Earth“ auf und zum 80. Geburtstagvon Jerry Lewis. Überraschenderweise hat er es trotzdem geschafft, etwas wirklich Neues auszuhecken.

Mittermeier geht jetzt auf „Safari“. Anfang Oktober war Premiere im Münchner Circus Krone, es war gleichzeitig sein Tour-Jubiläum. Pro Sieben startet deshalb ab 20. November die Mittermeier-Festwochen, die am 11. Dezember mit der großen Show „2ojahre Michael Mittermeier“ enden. Dann gratuliert sogar Bono, nebst Dieter Nuhr, Thomas Hermanns und anderen.

„Safari“ ist Mittermeiers viertes großes Programm, seit er 1996 dank „Zapped“ als TV-Junkie mit Narren-Käppi bekannt wurde. Als die Fernseh-Gags langweilig wurden, kämpfte er sich mit „Back To Life“ ins wahre Leben zurück, zu den Arschlochkindern und Turnbeutelvergessern. Danach wurde er „Paranoid“, und man musste sich schon fragen, was nach bekifften Kakerlaken und Apokalypse noch kommen könnte. Doch bei „Safari“ sitzen nicht nur 95 Prozent aller Pointen, das Publikum ist jetzt auch gefragt. Richtige Standup-Comedy ist vor tausend Leuten zwar kau m zu meistern, aber so viel Interaktion mit den Zuschauern gab es bei Mittermeier bisher nicht. Ist ja auch ein Risiko: Was, wenn da gar keine Menschen sitzen, die sich mit wilden Tieren und Tauchscheinen auskennen? Er erzählt nun von seinen Abenteuern in der weiten Welt, von Afrika bis Australien, aber auch bei „Safari“ gilt: Man kann den Michl aus Bayern herausnehmen, aber nicht Bayern aus dem Michl. Ohne Scherze über die Kirche, Hoeneß oder Stoiber geht’s halt nicht.

Der Unterschied zu den trostlosen Kollegen wird gerade hier frappierend deutlich: Auch die vermeintlich leichten Ziele schießt er präzise ab, er gönnt sich keine geschenkten Lacher. Mittermeier wird jetzt lange mit „Safari“ unterwegs sein, bis November 2008 gibt es schon Termine. Schluss mit lustig ist also noch lange nicht. In diesem Fall: ein Glück.

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