Der Arger mit der Plattenfirma hält ME’SHELL NDEGEOCELLO nicht davon ab, ein Album nach ihrem eigenen Geschmack zu produzieren

Das Beeindruckende an Me’Shell Ndegeocello? Ihre grenzenlose Liebe zur Musik. Was eigentlich ein Werbegespräch in eigener Sache sein soll, wird dank Me’Shells leidenschaftlicher Postulate binnen kürzester Zeit zu einer Lobpreisung anderer Künstler im Speziellen und der Magie von Musik ganz allgemein. Viel Raum für Marktschreierei ist da nicht. „Ich höre dauernd Musik, zu Hause, im Auto, beim Einkaufen, egal wo, Hauptsache, ich bekomme Input“, sagt sie mit ansteckendem Enthusiasmus. »Am besten gefallt mir im Moment richtig freier Jazz. Und Pop. Und Rock. Und Country. Das alles sind Welten, von denen ich unbedingt noch viel mehr erfahren muss.“

Tatsächlich hat die in Washington D.C. aufgewachsene Sängerin, Bassistin und Songschreiberin ja praktisch ständig Kontakt zu all diesen Welten. Als überaus gefragte Session-Musikerin und Duett-Partnerin hat sie schon vielen Kollegen bei ihren Produktionen geholfen. Entsprechend ist das Renomee unter der Muckerschaft beidseitig des Atlantiks. Morissette, Meilencamp, (Marcus) Miller – in ihrer Kundenkartei hat Me’Shell allein unter einem Buchstaben soviel vorzuzeigen wie andere in der kompletten Vita.

In der Vorbereitung zu ihrem neuen Album, „Cookie: The Anthropological Mix Tape“, habe es mal wieder schrecklichen Arger mit der Plattenfirma gegeben, sagt Me’Shell, und jetzt schlägt die Leidenschaft in Wut um. „Seit Jahren hör ich von diesen Typen, dass meine Musik nicht gut sei, weil sie nicht schwarz genug klinge. Seltsam: Jeden Morgen wache ich auf und denke mir, ‚Hey, ich bin schwarz!‘ Es ist furchtbar hier – es geht bloß noch um Marktsegmente und Kohle und dicke Autos und wer der Tollste ist. Ganz ehrlich: Ich will einfach nur Musik machen, die mir was bedeutet.“ Auf dem neuen, vierten Album, hat sich Me‘ Shell entsprechend nur zu einem Kompromiss durchgerungen: Die erste US-Single, „Pocketbook“, hat Hip Hopper Redman produziert, und dieser hippe Handgriff soll nun die Mengen zum Album locken.

Ansonsten ist sie eher nicht am breiten Geschmack interessiert „Diese Platte soll klingen, als säßen die Zuhörer neben mir in meinem Schlafzimmer, während ich aufnehme“, erklärt Me‘ Shell, „auf Hochglanz und polierte Oberflächen habe ich echt keine Lust.“

Es scheint übrigens, als sei der Wille zur kreativen Unabhängigkeit der Künstlerin schon in die Wiege gelegt worden: Ndegeocello ist Suaheli und bedeutet soviel wie frei wie ein Vogel. Indes: Bei der Aussprache hilft dieses Wissen nicht.

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