Der Gris-Gris-Meister – Zum 100. zollte DR. JOHN „Sir Duke“ seinen Tribut

Fast schmal sieht er aus, der gute Doktor aus New Orleans. Seine Erscheinung ist immer noch imposant, mit der Schiebermütze über der grauen Mähne und einem knorrigen Voodoo-Wurzelstock in der Hand. Er weiß halt, dass man im Showbiz mehr bieten muss, als klasse Klavier spielen.

Der Meister des Gris-Gris-Sound kennt sein Metier schon seit seinem 14. Lebensjahr, mit allen Nebeneffekten. Doch auch er lebt jetzt gesünder: „Ich habe aufgehört, morgens um fünf vor dem Schlafengehen den Eisschrank leerzufuttern, so wie beim Tourleben. Ausserdem wurde ich nach Absetzen der Drogen und des Methadon ziemlich massiv.Jetzt lebe ich fast so wie normale Menschen.“ Der Mann, der im November 60 wird, findet heute, dass das „Coolste in meinem Leben bislang war, nach 30 Jahren endlich von den Drogen runterzukommen“.

Eigentlich hatte er vor, nach ca. 30 eigenen Werken ein Tribut-Album an Louis Armstrong aufzunehmen, als alter Nachbar sozusagen. Aber dann jährte sich 1999 der Geburtstag von Duke Ellington zum 100. Mal, und er wurde gebeten, seine Versionen von Ellington-Klassikern einzuspielen. „Duke Elegant“ (der Doc liebt Wortspiele) klingt original nach Mac Rebennack (der richtige Name des Dr.). Aus jeder Note dringt der Swamp-Rock. Nach rund 20 Jahren versuchte er es auch wieder mal mit der Hammondorgel. „Allerdings nur die Manuale, Pedale sind bei mir leider nicht mehr drin. Aber der Klang einer B3 ist einmalig.“

Es verblüfft, wie meisterlich Dt John die Tasteninstrumente, die ihm früher gar nicht lagen, beherrscht Ein Clubchef schoss ihm 1961 bei einem Streit den rechten Mittelfinger weg. „Dabei wollte ich doch immer Gitarrist sein, und dann das! Nun, es gibt halt keine Zufälle im Leben. Das sollte wohl so sein. Heute bin ich froh darüber.“

Und wenn er ausnahmsweise mal nicht arbeitet, dann kennt der Dr. nur eines: in aller Ruhe angeln. – Petri heil!

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