Der lange Abschied des genialen Phillip Boa

Hinter jedem großen Mann steht eine große Frau. Nur bei Phillip Boa nicht: Denn seine langjährige Musik- und Lebensgefährtin Pia ist zweieinhalb Köpfe kleiner als er. Und außerdem – meint Boa jetzt sei Pias Einfluß auf seine Musik gar nicht so groß gewesen. Szenen einer Ehe, die immerhin die wohl innovativste, sicher jedoch die mit Abstand sperrigste, unangepaßteste Pop-Musik Deutschlands hervorbrachte.

Freunde der Avantgarde-Protagonistin hatten sich oft gefragt, wie sie es mit dem, nicht nur im Privaten, cholerischen, aber genialen Arschloch (Selbsteinschätzung Boa) überhaupt so lange aushalten konnte. Im Sommer letzten Jahres kam es endgültig zum Bruch – getrennt von Tisch und Bett schon länger, jetzt auch von Studio und Proberaum. Sie waren nie das klassische Songwriter-Pärchen: Pias wichtigste Rolle war es, „die Refrains zu jeder zweiten Single beizusteuern“ und dem Patchwork-Künstler Boa als geschmackssicheres Frühwarnsystem für seine Kompositionseskapaden beizustehen. Phillip selbst sieht in dem Abnutzungsgrad ihrer Musikbeziehung auch einen Grund für andere Eskapaden (Voodoocult; Techno). All dies dokumentiert das aktuelle Trennungs-Best-Of-Album „Fine Art On Silver – Singles Collection “ (mit drei neuen Songs ohne Pia, darunter Bowies „Starman“), für das er mit Pia im März auf Abschiedstour geht Dann löst er auch seinen Voodooclub“ auf – für ihn eh „Konglomerat von Leuten, die mir mal über den Weg gelaufen sind“.

„Wir können wieder ohne Psychoeffekte miteinander reden“, sagt Boa. „Abschiedstour ist ein böses Wort. Never say never.“

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