Der lange Gang zum leisen Glück

So richtig paßt er nirgendwo rein, der Stefan Stoppok. Ein Teil des deutschen Rock-Establishment ist er wohl kaum, das will er auch gar nicht, der immer etwas hemdsärmlig wirkende Enddreißiger mit dem sympathischen Holzfäller-Charme. „Ich mache einfach Musik“, sagt Stoppok, der Normalität weder furchtet noch verleugnet „Ich bin halt kein Schauspieler, den es irgendwann mal auf die Bühne verschlagen hat, so wie der Westernhagen, bei dem mir das immer kolossal auffallt Und wenn Du Maffay und mich fragst ,Wer ist der bessere Rock ’n‘ Roller?‘ und beide antworten ,Ich muß man mal gucken, wer recht hat“ So wie Stoppok es sagt, meint er damit, die Antwort zu kennen.

Aber genausowenig gehört er zur neudeutschen Intelligenz- und vermeintlichen Independant-Szene. Einen intellektuellen Anstrich möchte Stoppok seiner Musik nicht verpassen. Und er hat auch keine Probleme mit dem Bekenntnis, daß er gerne viele Platten verkauft. „Wenn ich die Erwartungen an kommerziellen Erfolg nicht hätte, wäre das ja alles Quatsch, was ich mache. Die Leute sollen ja mitkriegen, daß ich dieses schöne Album gemacht habe, und sie sollen es auch alle hören, also bitteschön kaufen.“

Dieses schöne Album heißt „Mit Sicherheit“, und mit ebensolcher wird es dem – nennen wir ihn mal ruhig Ruhrpott-Barden – gelingen, wieder ein paar neue Fans dazu zu bekommen. „Ich glaube, die Besonderheit bei mit liegt darin, daß ich immer penetrant mein Ding gemacht habe. Die Leute haben dadurch natürlich immer Schwierigkeiten gehabt, das einzugliedern, aber jetzt hat es sich langsam herumgesprochen, daß dieser Stoppok ein Individualist ist“ Einer, der es draufhat, „ehrliche“ Musik zu machen, wie man es so nennt „Bei mir steht immer das Handgemachte im Vordergrund, am wichtigsten ist mir, daß die Stücke ordentlich grooven.“ Das tun sie mit Sicherheit.

Dabei ist die Platte längst nicht so schnörkellos, wie man es vermuten könnte. Stoppok hat in seinem eigenen Studio in einer stillgelegten Essener Zeche viel mit Rhythmen und Loops experimentiert Bei aller Gradlinigkeit weist sein Album eine erstaunliche Menge an musikalischen Zwischentönen und Feinheiten auf.

„Ich hatte einfach mal Bock, ein bißchen anders an die Sache ranzugehen. Ich mag es nicht, wenn die Routine überhand nimmt.“ Deshalb hat er auch die Plattenfirma gewechselt sowie mit dem Schlagzeuger Achim Grieben und dem Bassisten Reggie Worthy zwei frische Musiker in seine Band integriert. „Wir sind völlig unbelastet an das Material herangegangen. Keine übertriebene Vorsicht, keine ausufernden Experimente. Einige Songs haben wir in binnen zwei Stunden live gespielt und aufs Band gedampft Die sind auch so aufs Album gekommen.“

Zwar behauptet der zweifache Vater gerne von sich, in erster, zweiter und dritter Linie ein Musiker zu sein, und die Texte nur deshalb zu schreiben, „weil sonst niemand in der Band Lust dazu hat“, doch auch seine kleinen poetischen Betrachtungen voller Ironie, aber ohne Zynismus haben sich zuweilen gewaschen. „Ehrlich gelogen“ seien die Texte über die kleinen und großen Schicksale des Alltags. In „Willi und Gerd“ geht es um Ehebruch und Rivalität, sein sehnsüchtiges „Zu schnell“ handelt vom Scheitern und Neuanfang.

Aber nur die Ballade „Leise“ habe richtig konkret mit seinem Leben zu tun. „Denn das wesentliche, was einen dauerhaft glücklich macht im Leben, ist nicht Bungeespringen oder wenn du wie der Weltmeister herumvögelst, sondern echtes Glück schleicht sich ganz leise und allmählich in dein Leben ein“, hat Stoppok erkannt Bleibt noch die Frage, ob dieser Mann „typisch Ruhrpott“ ist. „Dieser Vergleich ist insofern absoluter Quatsch, da ich mit meinem Dingen in der glücklichen Position bin, stets tun und lassen zu können, was ich will. Ich bin zwar im Ruhrgebiet aufgewachsen und habe ein Gespür dafür, was die Menschen hier bewegt Aber deswegen mit den Kumpels gegen die Schließungen ihrer Zechen zu kämpfen, das wäre unehrlich, denn es ist einfach nicht meine Welt“, erklärt Stoppok. „Und meine Musik ist mit Sicherheit sicher nicht auf den Ruhrpott fixiert, sondern auf den Rock ’n’RolL Das merke ich schon daran, daß sogar die Leute in Bayern und Berlin zu meinen Konzerten kommen.“

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