Der Superheld des Alltags

Der Comic-Schöpfer Harvey Pekar starb im Alter von 70 Jahren.

Die größten Comic-Superhelden stammten aus Cleveland: Superman und Harvey Pekar. Doch während die Schöpfer des einen seine Herkunft in die Weiten des Alls verlegten und ihn sich in Telefonzellen zum Heroen transformieren ließen, wurde der andere gerade dadurch zum Helden, dass er der blieb, der er war.

Harvey Pekar, ein missmutiger, depressiver, kränkelnder Typ, der bis zu seiner Pensionierung 2001 als Archivar in der Registratur eines Krankenhauses arbeitete und seit 1976 unter dem Titel „American Splendor“ mit wechselnden Zeichnern wie etwa Robert Crumb, Frank Stack, Joe Sacco, Gilbert Hernandez und später Alan Moore sein Leben zur Kunst machte. „Es gibt jede Menge Sachen, die man im Comic-Genre tun kann, die in anderen Kunstformen nicht möglich sind – aber niemand tat es“, erklärte er seine Inspiration. „Ich dachte, ich versuche es wenigstens, dann habe ich eine Fußnote in der Geschichte sicher.“

„From Off the Streets of Cleveland comes American Splendor“ war der Claim seiner Aufzeichnungen aus dem beschädigten Leben. Pekar kämpfte heldenhaft mit den Tücken der Existenz – mit Einsamkeit und Depression, mit Krebs und David Letterman, in dessen Talkshow er insgesamt acht Mal auftrat, bevor er aufgrund kritischer Äußerungen gegen den Fernsehsender NBC Auftrittsverbot bekam.

Am 12. Juli starb Harvey Pekar im Alter von 70 Jahren in Cleveland. „Er hatte ein riesiges Gehirn und eine noch größere Seele. Und er war wahnsinnig komisch“, würdigte Paul Giamatti, der Pekar in der „American Splendor“-Verfilmung von Robert Pulcini und Shari Springer Berman so grandios verkörperte, den Comic-Superhelden aus Cleveland. MB

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