Deutschrock-Veteran Wolf Maahn möchte endlich mal ein Tor schießen

Wolf Maahn hat schlecht geschlafen. Das Hotel findet er „irgendwie ätzend“. Wie man denn auf so kleinen „Cocktail-Kissen“ schlafen solle, fragt Maahn mit klagendem Gestus. Ja, wie? „Du mußt stapeln, bis Du die richtige Höhe kriegst“, erläutert er postwendend. Immer schon hatte Wolf Maahn viel mehr Antworten als Fragen parat.

Sieht man schlicht auf Verkaufszahlen, hat Maahn es nicht geschafft. Der Deutschrock-Boom Anfang der 80er Jährt entließ seine Galionsfiguren entweder als unantastbare Evergreens oder sandte sie ins Niemandsland – mancher produziert hin und wieder verzichtbare Alben von ebensolchen Nachwuchskünstlern. Wolf Maahn produziert auch manchmal. Aber er macht auch weiterhin Musik, und, so bemerkt er schelmisch: Man müsse doch nur die Verkäufe aller seiner Platten zusammenzählen, dann käme man immerhin auf eine Million. Über solche Zählweisen kann ein Westernhagen nur lachen, und lachen kann der ja ohnehin wirklich gut.

Wolf Maahn dagegen kann auch mal weinen, so legt er mit seiner mal sentimental triefenden, mal männlich zupackenden Rockmusik nahe. Ein wenig stolz erzählt er, wie eine Anhängerin ihn mal als den „Latin Lover der Deutschrock-Szene“ apostrophiert habe. Darüber schmunzelt er selbst doch Lob wärmt die Seele, und Maahn erwacht. Trotz Cocktailkissen. Schließlich möchte er von seiner neuen Platte erzählen. „Libero“ heißt sie, und Wolf Maahn bescheinigt sich und der Band, „ein Rock-Album in den 90ern“ kreiert zu haben. Ein Rock-Album also. Schwitzend und einander inspirierend erleben Maahn und die Seinen den Studio-Alltag und versuchen gar nicht erst, die Platte anders klingen zu lassen. Maahn ist jetzt hellwach. „Libero“ sei der Versuch, „der deutschen Sprache mehr Rhythm & Blues zu schenken“. Das sei nötig, denn sehr viele deutsche Sänger seien „doch sehr weiß“.

Maahn aber als Latin Lover? Die Ironie behagt ihm nicht. „Mich soll auch gar nicht jeder mögen, völlig klar, daß die Pop-Techno-Kids nicht drauf abfahren.“ Der Ärger mit dem Trend. „Sag mir doch mal, was angesagt ist“, ereifert er sich, und ab er merkt, was er da angerichtet hat, fügt er schnell an, „Libero“ sei „am Puls der Zeit“.

Wolf Maahn ist unsinkbar. Er nennt sein Album „Libero“, weil er nach Eigeneinschätzung „Bälle verteilt, damit die Leute Tore schießen können“. Und auch sich selbst hält er die Option auf den goldenen Treffer offen. Inzwischen hat Maahn, zwischen zwei Sessel geklemmt, die bequemste Lage gefunden. Nach so vielen Antworten scheint er erschöpft und holt aus zu letzten Fragen: „Muß denn immer alles einen Sinn haben?“

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