Die besten Songwriter aller Zeiten (9): Joni Mitchell
Die emotionale Schonungslosigkeit, mit der ihre Texte die sexuelle Revolution reflektieren, liefern nicht nur ein bemerkenswertes Zeitdokument jener Jahre, sondern dokumentieren auch die inneren Kämpfe einer selbstbestimmten Frau, die in dieser Situation ihrem inneren Kompass zu folgen versuchte.
Die besten Songwriter aller Zeiten (9): Joni Mitchell
Joni Mitchell hatte ihre ersten Gehversuche in der Folk- und Coffehouse-Szene der Sechziger gemacht.Sie avancierte aber schnell zur Hippie-Ikone der Songschreiber-Kolonie, die sich im Laurel Canyon in Los Angeles zusammengefunden hatte.
Sie begann mit Songs, die – gemessen an der Komplexität ihrer späteren Arbeiten – geradezu simpel waren. „Clouds“, „Both Sides Now“, „Big Yellow Taxi“.
Ihre Texte waren immer persönlich, dokumentierten aber zunehmend eine fast schon aggressive Intimität
Ihre Texte waren immer persönlich, dokumentierten aber zunehmend eine fast schon aggressive Intimität. „Als mir klar wurde, wie populär ich geworden war“, erinnerte sie sich später an die Arbeit zu ihrem ‘71er Meisterwerk „Blue“, „dachte ich mir: ,Dann wollen wir doch mal sehen, wen sie wirklich verehren. Wollen wir doch mal sehen, ob sie auch dieses Album verdauen können. Jetzt trennt sich der Spreu vom Weizen.‘ Also schrieb ich ,Blue‘ – und es jagte vielen Leuten tatsächlich einen gehörigen Schrecken ein.“
Es sollte nicht beim einmaligen Affront bleiben: Ihre Alben von „Ladies Of The Canyon“ (1970) bis „Court And Spark“ (1974), auf denen sie ihren jazzigen Studio-Pop perfektionierte, dokumentieren eine Phase ihres Lebens, die es in punkto Kreativität und Radikalität mit allen popmusikalischen Großtaten aufnehmen kann.
Joni Mitchell: „Blue“
Die emotionale Schonungslosigkeit, mit der ihre Texte die sexuelle Revolution reflektieren, liefern nicht nur ein bemerkenswertes Zeitdokument jener Jahre. Sondern dokumentieren auch die inneren Kämpfe einer selbstbestimmten Frau, die in dieser Situation ihrem inneren Kompass zu folgen versuchte. „Ich fühlte mich nackt und schutzlos“, schrieb sie über die Arbeit an den damaligen Songs, „ich hatte das Gefühl, Cellophan auf einer Zigarettenpackung zu sein.“