Die derzeit beste Rockband kommt zu Besuch: Kings Of Leon spielen mit Naturgewalt

Sie kamen wie Landeier über uns, als Gegenentwurf zu den urbanen Strokes, sie sahen aus wie Überlebende aus den Siebzigern oder aus dem Film „Almost Famous“, und sie entstammten derselben Familie: Die Followill-Sippe alias Kings OfLeon brauchte nur eine, allerdings verblüffende EP, um in jede Musikzeitschrift zu gelangen. „Holy Roller Novocaine“ war ein Handstreich, das Album „Youth And Young Manhood“ erfüllte die schönsten Erwartungen.

In der Musik des Quartetts aus Tennessee tönt der Southern Rock der Allman Brothers ebenso wie der Lakonismus von Creedence Clearwater Revival und die melodische Verve von Urge Overkill. Der Blues ist stets präsent in den sich überschlagenden Stücken, die Caleb Followill mit fast somnambuler Trägheit in breitestem Südstaaten-Slang singt. Natürlich täuscht die schluderige Erscheinung der Langhaarigen, denn ihre Songs folgen fein ziselierter Dramaturgie und jagen einem wohlige Schauer über den Rücken. In Meisterstücken wie „Wasted Time“ und Joe’s Head“ spielen Kings Of Leon den Rock’n’Roll wie am ersten Tag, ohne Manierismen, ohne Verzierungen. Die Naturgewalt von Naturburschen.

Dass ihnen, den Söhnen des Predigers Leon, nichts Menschliches fremd ist. Ututen sie in ihren knappen, aber sinistren Kurzgeschichten an. Die Suffund Sex-Welt von Tennessee Williams ist nicht fern, wenn sie von Ehebruch und Hurerei berichten. Und noch eine Band kommt einem in den Sinn: die brillanten Feelies.

Wenn die derzeit beste Rockband in Deutschland aufspielt, sind alte Cordjeans zu empfehlen.

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