Die Fantastischen Zwei

Als TURNTABLEROCKER beamen sich DJ Thomilla und DJ Hausmarke auf den Dancefloor der 80er Jahre

Einmal nicht über deutschen HipHop sprechen müssen und die alten Feindschaften. Michi Beck aka DJ Hausmarke von den Fanta Vier und Produzent und Remixer DJ Thomilla verstehen sich prächtig, seit „Michi seine Platten in jenem Laden gekauft hat, in dem ich früher gejobbt habe“, erzählt Thomilla. Und da sie feststellten, so Hausmarke, „dass wir musikalisch auf einer Wellenlänge liegen“, legten die zwei Discjockeys zusammen erst im Stuttgarter Club Red Dog auf und zogen schließlich los, um in jeder Stadt mit ihren Plattenspielern das Haus zu rocken, wie sich solche Tanzanimation im Szene-Sprech nennt.

Thomilla hatte schon Hausmarkes Solo-Debüt „Weltweit“ produziert, jetzt haben sie als Turntablerocker auch ihr erstes gemeinsames Album aufgenommen. Es heißt „Classic“ und enthält keinen Ton deutschen HipHop, sondern nostalgische Ideen zur Tanzmusik aus den letzten drei Jahrzehnten – darunter vor allem jene Sounds der späten 80er Jahre, zu denen man sich auch in den Großraum-Discos drängte.

So erinnert etwa,,No Melody“ mit seinem Streetsoul an die Dancefloor-Hits von Inner City oder den Beatmaster, der Vocal-Loop in dem Funk-Stück „No Competition“ könnte von Tone-Locgesampelt sein. Und „A Little Funk“ hat ein ryhthmisches Intro, das frech dem Coldcut-Remix von Eric B. & Rakims,,Paid In Füll“ entlehnt ist – was der sonst oft argwöhnische Hausmarke auch begeistert bestätigt: „Ein grandioser Beat, der den letzten Winkel der Musikwelt geprägt hat.“

Hier spricht der Fan, der ein DJ ja auch immer sein muss. Bei aller klar heraushörbaren Referenz, was ohnehin das Prinzip vom HipHop darstellt, ist es den Turntablerockern dennoch gelungen, mit vielen kleinen Einfällen und reichlich Gespür in den R&B-Schiebern, Eastcoast-HipHop- und Elektro-Pop-Tracks, Dancehall- und Disco-Nummern „unsere Produktions-Skills einfließen zu lassen“, wie Hausmarke es bezeichnet. „Es war ein schwieriger Weg, auf dem wir aber gewachsen sind.“

„Cias5Jc“wird kein Klassiker werden, ist aber universell genug, um jede Tanzfläche zu füllen. „Zwar haben wir uns auf ein Classic-Dance-Tempo eingependet“, erläutert Hausmarke den Stil. „Aber Dancefloor wird ja heute anders definiert. Und deshalb sagen wir dazu ,Boogie.'“

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