Die GOO GOO DOLLS haben ein bisschen Geld gespart – falls der Erfolg in Nu-Metal-Zeiten ausbleibt

Johnny Rzeznik hat neulich Fred Durst getroffen. Es war ein trauriger Anlass, das „Tribute To Heroes“ zugunsten der Hinterbliebenen der Terroranschläge des 11. Septembers. Der Sänger der Goo Goo Dolls muss jetzt trotzdem lachen, als man ihn auf die gemeinsame Version von „Wish You Were Here“ anspricht: „Tragedy makes strange bedfellows, huh?“, raunzt er. Durst habe ihn angerufen, fügt er schnell hinzu, und dass der eigentlich ganz nett sei. „Ich höre kernen Nu Metal, aber immerhin hat er eine Menge geschafft in den letzten Jahren. Und er war ehrlich dabei: Er hat nie geleugnet, dass es ihm ums Business geht.“

Ein Ansatz, der den Goo Goo Dolls freilich fremd ist. Zwar verkaufte sich deren letztes Album „Dizzy Up The Girl“ dank der Ballade „Iris“ plötzlich millionfach, aber Rzeznik rechnet nicht unbedingt mit weiterem Erfolg. Er kommt vom Punkrock, sieht an schlechten Tagen immer noch so aus und hat eine gewisse Scheiß-drauf-Attitüde seit Jahren verinnerlicht.

So hat es vier Jahre gedauert, bis das nächste Album, „Gutterflower“, endlich fertig war. Keine Angst, an den Erfolg nicht mehr anknüpfen zu können? „Ach, ich brauchte einfach mal Ruhe. Ich habe mich gar nicht darum gekümmert, wie sich der Musikgeschmack der Massen inzwischen geändert haben könnte. Solche Gedanken verschmutzen nur die eigene Musik. Wenn ich irgendein Talent mitbekommen habe, dann muss ich mich schon darauf verlassen.“ Außerdem, lacht er etwas sarkastisch, habe er etwas Geld gespart – „für härtere Zeiten. Das Musikgeschäft ist ein kompliziertes Spiel – nicht leicht, den Lebensunterhalt dort zu verdienen – bei all der hübschen Konkurrenz, die überall zusammengecastet wird“.

Im Song „What A Scene“ kommt seine Meinung zu all dem kalkulierten Mainsticam-Müll ziemlich deudich zum Ausdruck. „Ich finde es völlig legitim, einen Song zu schreiben und sich dann Gedanken zu machen, welche Lederhose man auf der Bühne tragen wilL Es stört mich allerdings, wenn Bands sich bloß Songs suchen, die zu ihren Hosen passen.“ Mit der Image-Geschichte kamen die Goo Goo Dolls nie so zurecht – vielleicht ein Grund, warum von den 15 gemeinsamen Jahren nur zwei, drei „richtig große“ waren. Verglich man sie damals mit den Replacements, lachten sie einen aus: Hatten die je einen Hit? Heute fanden sie das wahrscheinlich besser, als mit den Wallflowers in den Adult-Rock-Sack geworfen zu werden. Zwar sind die meisten Songs auf „Gutterflower“ durchaus radiokompatibel, aber der Punk-Gaul geht doch immer wieder gern durch mit Rzeznik, Bassist Robby Takac und Drummer Mark Malinin.

Wie das Songwriting bei den Goos funktioniert, weiß Rzeznik gar nicht. Es sei ein „frustrierender, aber aufregender Prozess“, bei dem am Ende immer alles anders sei als erwartet. Und manchmal dauert es ewig, bis überhaupt etwas fertig ist: „An einem Song schreibe ich seit sieben Jahren. Und ich gebe nicht auf!“ Ein Glück.

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