Die Impressionisten

Mit einer Literatur-Vertonung und kluger Klangmalerei hat sich das DuoBuddy & The Huddle Renommee auch jenseits der Grenzen erspielt

Das Performieren ist nicht gerade ihre zweite Natur, das Projezieren macht Mühe. Nicht zuletzt deshalb gerät der Auftritt von Buddy & The Huddle beim Glitterhouse-Festival am Pfingstwochenende so berührend, ja rührend. Roland Kopp, ein gutmütiger, humorvoller Grantler, singt mehr zu sich selbst als zum Publikum und verbeißt sich sitzend in ein beachtliches Sammelsurium aus Saiteninstrumenten. Michael Ströll gibt den Frontmann lässiger und lauter, die versierte Backing Band sorgt für Zwischentöne in Sound und Atmosphäre.

Im Jahr davor hatten Dakota Suite aus Leeds an gleicher Stelle musiziert, intensiver noch, aber ähnlich impressionistisch und Phantasie anregend. Cinematographisch nennt man gemeinhin Klangmalereien, zu denen im Gehirn Bilder entstehen, die laufen lernen, eine eigene Dynamik entfalten und dem geneigten Hörer das Geld fürs Kino ersparen. Kopp und Ströll deklinierten diesen Gedanken durch und machten sich die halluzinogene Macht der Musik zunutze, indem sie den Soundtrack zu einem Film kreierten, der nie gedreht wurde. „Music For A Still Undone Movie Maybe Called Suttree“, so der etwas sperrige Titel ihrer Debüt-LP, basierte auf dem Roman „Suttree“ von Cormac Mc Carthy, einem so packenden wie pittoresken Sittengemälde der Slums von Knoxville, Tennessee in den 50er Jahren. Im Heimstudio aufgenommen, zuvor jedoch am Schauplatz der schaurigen Geschichte ausgelotet.

So voll der Eindrücke waren die beiden Literaturvertoner nach ihrer Expedition in die Unterwelt der Südstaaten-Stadt, so hypnotisiert von ihrer dunklen, morbiden Seite, dass genug Stoff für Roland Kopp ein Sequel übrig war. Dem folgte mit „Short Stories About Love, Hate&Other Banalities“ als dritte LP eine Songcollage, deren tragendes Element die ausgebildete Stimme von Gastvokalistin Bibi Andrea Bibel war. Wie „Suttree“ analog aufgenommen, gediegen gepresst und in edlem Cover über DaCapo zu beziehen (als CD via Glitterhouse). So auch der vierte Longplayer von Buddy & The Huddle, der im November erscheint, buddyesk-umständlich betitelt:

„Take A Ride Into The Life Of Thomas Alm Edison „. Das epochale Wirken des Erfinders, wieder vor Ort in Amerika recherchiert und in Klänge übersetzt Orchestrale hauptsächlich. Lambchop, so Ströll, seien mehr denn je Bezugspunkt gewesen. Kopp, wie sein Bandkollege in der Sozialarbeit tätig (auch das eine Parallele zu Dakota Suite), nimmt für sich in Anspruch, in Sachen aktueller Musik nicht so auf dem Laufenden sein zu müssen. Es gebe schließlich Wichtigeres.

Die irrige Annahme etwa, bei Buddy & The Huddle handele es sich, da in Neumarkt beheimatet, um Bayern. „Und Franken sind wir auch nicht“, mault der nicht eben wortkarge Kopp, die hätten ein anderes Naturell: „Franken sind geschwätzig.“ Er wisse, wovon er rede, habe er doch in seinem Leben mit diversen fränkischen Frauen zu tun gehabt. Nein, aus der Oberpfalz, so lernen wir, stammen die beiden Klangtüftlet: Die Uraufführung von „Edison“, eine Performance von 18 Musikern, wird am 27. Oktober freilich in der Kulturfabrik von Roth stattfinden. Das liegt bei Nürnberg, im Frankenland.

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