Die Melancholie haben Elbow trotz des Erfolges auch auf ihrem zweiten Album nicht verloren

Bekommen wir vielleicht die Titelgeschichte?“, fragt Bassist Pete Turner schmunzelnd und schiebt eine Fünf-Pence-Münze „Bestechungsgeld“ über den Tisch. Was ist denn das? Haben Elbow geflunkert, als sie vor zwei Jahren bei ihrem Debüt, „Asleep In The Back“ erzählten,sie seien froh, dass das Experiment Majorlabel für sie gescheitert sei und man nun bei einer kleineren, aber enthusiastischeren Plattenfirma die Dinge nach eigener Fasson angehen könne? Sind Elbow vielleicht doch neidisch auf den Erfolg von Coldplay, die mit ähnlichen Mitteln wesentlich mehr Platten verkaufen? „Du meinst, ob ich auch gerne Gwyneth Paltrow als Freundin hätte so wie Chris Martin?“, erwidert Sänger Guy Garvey grinsend. „So toll ist die doch gar nicht!“

Trotz der guten Laune, die die Briten beim Pressetermin in Köln versprühen, finden sich auch auf dem neuen Werk „Cast Of Thousands“ diverse schwermütige Songs. Dass ihr Debüt fast schon depressive Untertöne hatte, war nur zu verständlich – zehn Jahre hatte die Band für die Platte hart gearbeitet und so manchen traumatischen Rückschlag hinnehmen müssen. Beim zweiten Album hingegen überrascht nun die melancholische Grundstimmung ob des immensen Erfolgs des Erstlings schon ein wenig. Ja, das stimmt. Eigentlich hatte ich ja gedacht, dass ich den ganzen emotionalen Ballast mit dem ersten Album abgeworfen hätte. Aber offensichtlich gab es noch ein paar dunkle Ecken, in die ich zuvor noch nicht geschaut hatte“, sinniert Garvey.

„Auf dem ersten Album ging es darum, wer wir sind, wo wir herkommen und dass wir uns davon loslösen wollten. Danach sind wir zwei Jahre lang durch die ganze Welt gegondelt, und was ist passiert? Wir vermissten unser Zuhause! Davon handelt nun ironischerweise das neue Album , schmunzelt er.

Auch wenn einige Kritiker Elbow den Mut zur grundlegenden Veränderung bereits abgesprochen haben für Garvey hat sich einiges verändert. „Unser Debüt war wie eine erste Verabredung. Wir stellten uns den Leuten erstmals vor und wollten natürlich den besten Eindruck hinterlassen. Also haben wir versucht, alles zu perfektionieren. Dieses Mal gab es keine festen Regeln, und wir wollten uns absichtlich etwas kantiger geben. Die neuen Songs sind eher Momentaufnahmen, wie Postkarten, die du von unterwegs nach Hause sendest.“ Die gute Nachricht: Statt des Besuchs bei einem Psychiater reicht für Elbow nun schon der Gang zum Postamt.

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