Die Musik zu der Liebe

Erstmals singt K. D. Lang unbeschwerte Lovesongs - die Ausbeute schmerzlicher Erfahrung

Es fängt schon mit dem Cover an, und noch bis zum letzten Ton bleibt fortan nichts mehr ohne Bedeutung. „Denk doch bloß mal zurück“, sagt k.d. lang und fängt dann ganz von selbst an, über ihr bislang weitaus erfolgreichstes Album zu reden, „bei Ingenue“ war alles noch in so einem komischen, kühlen Grün gehalten“. Nun strahlt die Sonne im orangewarmen Rahmen, heißt das achte Werk der Kanadierin „Invincible Summer“.

Auch kein Verlegenheits-Titel, sondern ein Zitat von Albert Camus. „In der Tiefe des Winters lernte ich endlich, dass in meinem Innern ein unbesiegbarer Sommer liegt“, dichtete einst der Franzose. „Besser hätte man meine letzten vier Jahre nicht beschreiben können.“ Musik als immer wieder probates Mittel zur Katharsis. „Als ich nach drei Jahren erfrischender Pause wieder an die Arbeit ging“, so Kathryn Dawn, 38, „da wusste ich, dass dieses Album für mich auch die Überwindung meiner Ängste und Attitüden bedeuten musste. Ich wollte so eine Art emotionalen Phoenix aufnehmen und damit meine Liebe zur Musik wiederfinden.“

Und erstmals die Musik zur Liebe entdecken noch dazu. Früher, ja, erinnert sie sich wie an dumme Kinderstreiche, da habe sie „eine seltsame Lust daran gehabt, in die dunklen Abgründe der Liebe hinabzutauchen. Ich merkte leider viel zu spät, dass mir dieses Markenzeichen schon Angst einflößte, es mal mit ’nem positiven Lovesong zu probieren.“ Versteht sich, dass k.d. lang auch hierzu die Analyse von der Psychiatercouch gleich selbst erstellt hat. „So ein I love her, she loves me, yeah, yeah'“, diskreditiert sie ihre neuen Verse in fast ungehöriger Weise, „wäre damals halt pure Fiktion gewesen. Nichts als die bloße Projektion meiner Wünsche. Aber heute“, klatscht sie in die Hände, „ist das ein Tatsachenbericht Ich kann endlich solche Lieder schreiben, weil ich die Erfahrungen machen durfte.“

Das freut uns sehr, auch wenn es jetzt eigentlich kaum mehr etwas zu fragen gibt .Sogar dass ihre glückliche Beziehung nun schon vier Jahre dauere und sie sich in dieser Zeit noch einen Hund und ein neues Motorrad gekauft hat wissen wir nun. Wenn das die Yellow Press erfährt! Die aber dürfte sich für ihre Musik noch immer nicht recht erwärmen können. Bloß weil k.d. lang nun ein sonniges Lovesong-Album aufgenommen hat, werden zum Finale längst noch keine Lalalas von kurzberockten Sanges-Nymphchen ausgeblendet. Der Country Music, der sie bereits vor acht Jahren nicht nur wortreich, sondern tatsächlich und offenbar auch endgültig den Rücken gekehrt hatte, entfernt sich k.d. heuer noch ein Stück weit mehr. Und weil Streicher nun mal zum behaglichen Schäferstündchen ebenso gut passen wie eher sanfte und flockige als harsche Rhythmen, gibt es auf „Invincible Summer“ halt beides zu hören. Nebst einer Sängerin, die zukünftig nie wieder in mokante Gesichter blicken muss, wenn sie von ihrer langjährigen Leidenschaft zu Jazz und Soul schwärmt Dann schnürt sie die Turnschuhe, springt davon und schwört noch, nun trotzdem nicht Shania Twains Kleiderschrank auszurauben.

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