Die Punk-Mona Lisa

„Darf man hier ungestraft fluchen?‘ „Na klar, jederzeit.“ – „Und ich hab nicht mal „fuck“ gesagt?“ Noe lächelt sibyllinisch wie eine Mona Lisa mit Punk-Attitüden. Dank ihres Wuschelkopfs und ihrer ausdrucksvollen Augen ähnelt sie mehr einer Renaissance-Prinzessin als einer hemmungslos jubilierenden und Gitarre-schrummelnden Straßensängerin. Mit ihrer raunenden Stimme erklärt sie, daß der Titel ihres Debütalbums „No Curses ffoie – *nichts mit Flüchen, sondern mit Verwünschungen zu tun habe.

Also null Hexerei bei allem, was bislang in den 21 Jahren ihres bewegten Lebens geschah. Obwohl die Songs der Lady aus San Francisco allen Regeln der Liedermacherzunft eher widersprechen: Findet sie einen Refrain schön, dann wird er ohne Überleitung gnadenlos wiederholt. Und permanent wird das Tempo gewechselt, wenn sie meint, der Song brauche das. Noe singt über Vögel, die nicht mehr fliegen, und Mädchen, die nicht mehr lieben wollen. Nur sie, der singende Kobold, weiß, warum das so ist, wie es ist Den Sinn fürs Dramatische hat Noe beim Theater entwickelt Sie studierte Theaterwissenschaft, inszenierte mit 18 erste Stücke und entschied sich dann für die Bühnen der Welt, sprich die Einkaufszonen europäischer Großstädte.

Hatte sie nie Angst, so ganz allein, so niedlich, so jung? „Der größte Fehler, den Menschen machen, ist andere zu unterschätzen. Ich seh zwar oft noch aus wie zwölf, bin aber zäh und total furchtlos.“ Wer Konsumwütige zum Innehalten und Zuhören bewegen kann, muß was Magisches haben. Doch vielleicht eine Spur Zauberei im Spiel? Noe cool: „Ich bin zum Glück keine Schönheit Das hilft, denn so weiß ich immer, daß ich aus ehrlicher Überzeugung akzeptiert werde.“ Sie beobachtet lieber andere, hört Gesprächen zu und macht daraus „kleine Theaterstücke“, wie sie ihre Songs nennt Man darf auf die nächsten Inszenierungen gespannt sein, da schlummert noch einiges unter dem bislang zu Hörenden: „Ich finde langsam raus, ob mein Talent unter der Oberfläche so flach ist wie eine Pfütze oder so tief und blau wie ein Bergsee.“

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