Die willkommenste Wiedervereinigung seit Deutschland: Camper van Beethoven spielen wieder ihre elegischen Americana-Weisen

Als im Herbst 1989 Erich Honecker fiel und der bleckende Burschi Egon Krenz das Kommando übernahm, brachten Camper Van Beethoven „Key Lime Pie“heraus. Verwaschene, surreale Gestalten auf einem seltsam anziehenden Cover, eine Platte voll Schwermut, Abschied, Fiddle-Instrumentals und Folk-Grandezza. Nicht die erste Großtat der amerikanischen Band aus San Diego, aber doch eine Erleuchtung für uns Nachgeborene, die gerade Hüsker Dü entdeckten, auch sie schon glorios abgetreten.

Es war klassisches Indie-Land („Lulu Land“, wie ein Camper-Song heißt), aber auf dem Label Virgin und deshalb mit ganz passabler Lage im Plattenladen. Was wir noch nicht wussten: Camper Van Beethoven hatten als lustige Studentengruppe schon 1984 angefangen und machten sich auf Punk, Bluegrass und Paisley Underground einen eigenen Reim. Der so genannte skurrile Humor verhalf ihren ersten drei Alben zu regionalem Campus-Erfolg, mit „Our Belored Revolutionär)‘ Sweetheart“ legten sie gar eine der besten, wenn auch (und deshalb) für ihre Zeit vollkommen untypischen Platten der 80er Jahre vor. Mittlerweile waren sie bei Virgin unter Vertrag. „Key Lime Pie“, das rätselhafte Herbstleuchten, beendete 1989 fürs erste ihre Karriere auf dem Gipfel der Verfeinerung.

Fortan spielte David Lowery mit Cracker, und das auf den ersten drei Alben – insbesondere „Kerosene Hat“ – sehr überzeugend. Dass aber die alte Magie fehlte und die neuen Mitspieler sehr rumpelig zu Wferke gingen (zumal bei eigenen Songs), muss Lowery endlich auch aufgefallen sein. Victor Krummenacher lärmte und witzelte immer mal wieder mit Eugene Chadbourne (es gibt auch eine Platte aus den 80er Jahren, die alle gemeinsam als Camper Van Chadbourne aufnahmen) – doch die Existenz als brotloser Indie-Veteran veranlasste ihn offenbar wie die meisten alten Freunde zum Zurückrudern.

Nun also die Reunion, die der Go-Betweens und Twisted Sister würdig ist. Zum einen erscheint im Februar „Tusk“, die komplette Neuaufnahme und Umdeutung des gleichnamigen Albums, die Camper schon 1986 als Jokus und Zeitvertreib unternommen hatten. Zum anderen wird es eine neue Platten geben. Außerdem ist die 4-CD-Box „Cigarettes & Carrot Juice – The Santa Cruz Years“ im Handel.

Vor allem aber können wir Camper Van Beethoven, älter und noch weiser, auf den deutschen Bühnen begrüßen. Das ist, um es mit einem Lied von Camper zu sagen, wie ein Gewinn in der Lotterie.

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