Ein Ei in jedes Körbchen

Ohnehin eine Frau von vielen Talenten, hat Jack Whites Gemahlin Karen Elson nun auch noch ein tolles Album aufgenommen.

Manchmal tendiert man leider dazu, besonders schönen Menschen weniger zuzutrauen. Vermutlich, weil man sich sonst selbst zu unvollkommen fühlt. Karen Elson ist eine atemberaubend schöne Frau. Ein Topmodel mit all den Marc-Jacobs-, Prada- und Yves-Saint-Laurent-Connections, die dazu gehören. Die Leser von Klatschzeitschriften wissen, dass die 31-Jährige seit fünf Jahren mit Jack White verheirat ist und die beiden zwei Kinder haben. Karen Elson lebt also zwischen Fotostudios in Milano oder London und der Rockstar-Villa in Nashville. Dass diese glamouröse Person nun auch noch ein fantastisches Album veröffentlicht, will man nicht so recht glauben. Bis man das Video zu „The Ghost Who Walks“ gesehen hat: Da steht die Schöne in einer gespenstischen Studiokulisse vor einer Band, zu der auch ihr am Schlagzeug sitzender Ehemann gehört. Doch keiner der Musiker spielt einen Ton, bewegungslos verharren alle hinter ihren Instrumenten. Allein Elson agiert, und wir hören nichts als ihre Stimme und ihre akus- tische Gitarre. Eine absolut beeindruckende Performance: „Das ist die ursprüngliche Demo-Version des Songs“, erklärt Elson, die eine orangefarbene Chrysantheme hinterm Ohr trägt, die perfekt zum floralen Muster ihres Kleids passt. „Auf dem Album x{201a}The Ghost Who Walks‘ spielen wir den Titelsong mit der ganzen Band, da klingt das Stück wesentlich opulenter und psychedelischer. Trotzdem bin ich froh, dass ich zuerst die Akustik-Version veröffentlicht habe. Sonst hätte man vielleicht gedacht, ohne eine Band im Rücken könnte ich den Song nicht tragen.“

Doch Elson kann nicht nur toll singen, sie hat auch alle Songs des Albums selbst geschrieben. Einiges erinnert an Mazzy Star, manches an PJ Harvey, und über „Stolen Roses“ liegt die Atmosphäre des Cave/Minogue-Klassikers „Where The Wild Roses Grow“. Doch alle Melodien und Texte sind von morbider Schönheit, die Arrangements erlesen. „Als Produzent versuchte Jack, das Beste herauszuholen. Aber in die Songs hat er mir nicht reingeredet.“

Nach dem tollen Konzert, das Karen Elson ein paar Stunden später zusammen mit einer Akkordeonspielerin und Jackson Smith (Pattis Sohn!) gibt, steht dann endgültig fest: Die dünne Frau mit dem Porzellan-Teint ist tatsächlich ein Multi-Talent. Jürgen Ziemer

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