Ein Ereignis: Die große Songschreiberin und Gitarristin Lucinda Williams tritt erstmals in Deutschland auf

Sie musste ihre wurzeln nie neu entdecken oder gar zu ihnen zurückkehren, sie hatte immer schon sehr tiefe – im zarten Teenager-Alter in der Musik von Skip James und Hank Williams, Bukka White und der des Bob Dylan von „Highway 61 Revisited“. Mehr noch als das von Bonnie Raitt war das Debütalbum von Lucinda Williams eine Hommage an ihre Vorbilder. Die Visitenkarte, die sie mit“ftmf bim ‚On My Mind“ auf dem ehrwürdigen Folkways-Label abgab, musste – ihr ganzes Talent allenfalls andeutend – wohl sein. Mit „Happy Wotnan Blues“ erfand sie sich gerade mal ein Jahr später komplett neu. Diese LP war eine große Pioniertat in dem, was man später Alt-Country und Americana nennen sollte. Für die Verhältnisse von 1980 also ein völliger Anachronismus.

Mit dem Ergebnis, dass Lucinda Williams erst acht Jahre später eine Firma fand, die ihre neuen Songs veröffentlichen mochte. Denn wie Charley Varrick, den Walter Matthau in Don Siegels gleichnamigem Gangsterfilm-Meisterwerk spielte, war Lucinda Williams immer „one of the last independents“. Und zu Recht stolz darauf. In bester Tom-T.-Hall-Tradition (der war Kumpel ihres Vaters, des Poeten und Professors Miller Williams) stand ihre große Country-Ballade „The Night’s Too Long“. Einer jener fabelhaften „sweet sad songs sung by lonely girls“, mit denen sie fortan Steine erweichen sollte, ebenfalls auf „Lucinda Williams“, ist die Ballade „Abandoned“. Mehr Klassiker vom selben Kaliber bot vier Jahre später das von Gurt Morlix ganz famos co-produzierte „Sweet Old World“. Wer immer noch in dem frommen Wahn leben sollte, dass diese Dame erst mit ihrem „Comeback“ und der ersten Major-Label-Platte „Car Wheels On A Gravel Road“ zu ganz großer Form auflief, besorgt sich besser umgehend diese Indie-CDs.

Die sind’s natürlich, von denen Emmylou Harris und andere prominente Kollegen derart angetan waren, dass sie von ihnen immer wieder Songs einfach aufnehmen mussten. Die letzte Alben-Trilogie bestätigte nur Lucindas Ausnahme-Rang. Die Elogen aber hatte sie schon 1988 verdient. Aber es ist ja auch nicht ehrenrührig, von jemandem wie Emmylou Harris mit den Worten gelobt zu werden, da sei jemand, „der ein ganz neues Feld umpflügt“.

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