Eine Heilige Gospel-Messe für 5700 Dollar – James Brown schwitzt eine Woche im Apollo Theatre

„Wir waren ein Haufen Landeier aus Georgia“, beschreibt Bobby Byrd den Auftritt der James Brown Band im Oktober 1962 im Harlem Apollo Theatre, bei dem „Live At The Apollo“ entstand. „Und wir waren nach New York gekommen, um es richtig krachen zu lassen.“ Die 16-köpfige Band war für eine Woche gebucht, zusammen mit Solomon Burke, Blues-Gitarren-König Freddie King, den Valentinos und dem Komödianten Pigmeat Markham. Pro Tag waren fünf Auftritte zu absolvieren, und das berüchtigte Apollo-Publikum machte Brown keine Angst: „Ich war fest davon überzeugt, dass wir sie wegpusten würden.“

Natürlich behielt er Recht. In den drei Jahren seit ihrem ersten Gig im Apollo hatte Brown seine Band zu einer der strammsten Formationen im R&B getrimmt. Ein Grund waren die 300 Gigs, die sie im Jahr spielten, ein anderer die Geldstrafen, mit denen Brown Bandmitglieder belegte, die eine Note verhauten, Tanzschritte verpassten oder mit kaputten Schuhen antraten. Am 24. Oktober waren die Strafen besonders hoch: „Wenn dir an dem Abend etwas daneben ging, kostete das nicht fünf oder zehn Dollar, sondern zehn Mal so vier, erzählt Bobby Byrd. Der Grund: Der Auftritt um Mitternacht wurde live aufgenommen, und Brown hatte eigenes Geld investiert. Inspiriert von Ray Charles‚ „In Person“ (1960), wollte er auf einem Live-Album zeigen, was seine Band alles konnte – und das war viel, nach jeder seiner gnadenlosen Performances war Brown schweißgebadet und angeblich drei Kilo leichter. Doch weil Syd Nathan, Chef von Browns Label King, meinte, Plattenkäufer seien nur an neuen Singles interessiert, finanzierte Brown die Aufnahme mit 5700 Dollar selbst: „Das war alles, was ich hatte.“

Das Album erwies sich mit einer Million verkauften Exemplaren als gute Investition. Browns Band prügelte sich derart schnell durch die Songs, dass Radio-DJs Probleme hatten, einzelne Stücke rauszupicken. King Records brachte Single-Auskopplungen heraus, doch die Hörer wollten das ganze Paket, so dass manche Sender eine ganze Albumseite durchspielten. „Ich wollte die Atmosphäre einer Gospel-Messe einfangen, diese Momente, wenn der Heilige Geist in die Leute fährt“, so Brown. „Wahrscheinlich ist es das beste Album, das ich je gemacht habe.“ Das war es tatsächlich.

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates