Farin Urlaub – Endlich allein

Sein Solowerk klingt verdächtig nach den Ärzten, doch das stört Farin Urlaub nicht die Bohne

Ein Arzt auf Extratouren. Farin Urlaub reicht es nicht mehr, nur Mitglied der angeblich „besten Band der Welt“ zu sein: Mit „Endlich Urlaub“ veröffentlicht er am 22. Oktober sein erstes Soloalbum. Wobei das allerdings seltsam vertraut klingt.

Warum hast du nicht schon vor zwölf Jahren ein Soloalbum veröffentlicht, als Die Ärzte zwischenzeitlich Geschichte waren?

Weil ich damals gar keine Musik mehr machen wollte. Ich bin um die ^(felt gereist – mit dem ZieL herauszufinden, was ich denn mit meinem zukünftigen Leben anstellen will. Nach einem halben Jahr auf Achse habe ich mir in Indien eine billige Gitarre gekauft und wieder angefangen, Songs zu schreiben. Ich merkte, dass ich das Musikmachen schrecklich vermisste.

Wieso hast du dich damals dann hinter dem Bandnamen King Kong versteckt?

Weil ich zu diesem Zeitpunkt kein Solokünsder war. Ich wollte mich nicht selbst verwirklichen, sondern in einer Gruppe spielen, die ganz andere, kompliziertere Musik macht. Diesmal habe ich alle Stücke allein geschrieben und fast komplett allein aufgenommen. Bela hat mich im letzten Jahr dazu verdonnert. Er hat einfach bekannt gegeben, dass ich in der nächsten Ärzte-Pause mein Solodebüt fertig stellen würde.

Wie kam er denn darauf? Hattest du schon Songs dafür geschrieben?

Wir alle drei schreiben für jedes Die-Arzte-Album mindestens zehn Nummern zuviel, und so fallen etliche Stücke einfach unter den Tisch. Jedes Mal tut es mir um einige davon sehr leid.

Ich habe immer gesagt, dass ich diese Lieder irgendwann mal auf mein Soloalbum packen könnte. Die anderen würden dann schon sehen, welch grandiosen Superhits sie sich durch die Lappen gehen ließen.

„Endlich Urlaub“ also als Ansammlung von Die-Ärzte-Ausschuss?

Nee. Als ich anfing, eine der alten Nummern aufzunehmen, schmeckte es irgendwie nach altem Mineralwasser ziemlich abgestanden. Da habe ich lieber schnell neue Stücke geschrieben. Meistens tue ich das auf dem Motorrad sitzend. Diese Ruhe in der Bewegung inspiriert mich irgendwie. Nach einer drei bis vier Stunden langen Tour habe ich fast immer einen kompletten Song fertig, den ich während der Fahrt in ein kleines Diktiergerät singe und summe. Das Resultat ist natürlich manchmal nur mit Mühe abzuhören, wenn ich während eines simulierten Akkordwechsels gerade an einem Lastwagen vorbeigedonnert bin.

Und du findest nicht, dass das Album auf weite Strecken an das Material deiner Hauptband erinnert?

Naja, ich habe nun mal diese Stimme, ich habe diese Art von Humor. Was soll ich tun? Wenn jemand unbedingt schreiben wilL dass das alles sehr nach Die Ärzte klingt, kann ich doch stolz daraufsein, dass ich es auch ohne die beiden Gurken geschafft habe, eine gute Ärzte-Platte zu machen, oder? Dann reden wir eben noch mal über unser Verträgchen. Nach dem Motto: Jungs, Dir seht, sogar die Presse meint, ich bin der Wichtigste in der Band…“ Oder bist als Einziger unfähig, auch mal etwas anderes zu spielen…

Das war aber jetzt gemein. Gibt es Momente, in denen du bereust, dass Ihr Die Ärzte wieder habt aufleben lassen?

Ja, es ist schrecklich, du ahnst es nicht. Der „goldene Käfig“, ich habe ihn nicht gewollt. Nein, im Ernst: Wer würde es bereuen, das perfekte Leben zu führen, wo er eine Menge Geld verdient und soviel Urlaub machen kann, wie er will? Ich bestimmt nicht!

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