Erfolg? Eigentlich egal!

Erst lobten sie Napster, dann erklärten sie ganz Amerika zur Freakshow - The Offspring provozieren gerne und sehen sich trotz Reichtum noch als Punks

War nicht billig, die Brille. Die Frisur auch nicht. Steht ihm beides gut und passt auch prima zum Siegerlächeln. Und zum liebsten Statement des Gitarristen Noodles, das schon sein Bandkollege, Sänger Dexter Holland, manchem Reporter ins Mikro grinste: „Es gibt Schlimmeres im Leben als ein paar Millionen Platten zu verkaufen.“ Aber gibt es auch noch Schöneres? „Oh Gott“, Noodles braucht erst mal eine Zigarette, „vielleicht Freiheit? Freundschaft? Die Liebe zu einer wunderbaren Frau? Shit, ich wusste doch, dass da jetzt nur Kitsch bei rauskommt!“ Was an den Mauern vieler Metropolen längst verblasst, könnte für The Offspring noch Bedeutung haben: Punx not dead.

Rückblicke aber geht Noodles gelassen an. „Es hat zum Glück keinen einzigen Moment in unserer Karriere gegeben, an dem wir uns als die legitimen Nachfolger oder Konkurrenten unserer Vorbilder, also der Dead Kennedys und Sex Pistols, gesehen haben.“ Wenn er heute immer noch behaupte, sich als Punk zu fühlen, „dann tue ich das automatisch und denke nicht mehr großartig darüber nach“. Und schließlich sei er ja auch immerhin Amerikaner, und dort ist das Genre noch nicht so lange im Geschichtsordner abgelegt: „Bei uns war die Bewegungj a immer noch Underground mit Club-Verbot, als bei euch schon Politiker die Nadel in der Lippe trugen.“

Gegen die Punk-Etikette spricht, mit Verlaub gesagt, ein bisschen doch die Erfolgsstory der Multimillionäre: Der Durchbruch kam gleich mit dem Debüt „Smash“ (’94), danach blieb man stabil mit den Alben „Ixnay On The Hombre“(’97) und „Americana“ 098), das den Hit „Pretty Fly (For A White Guy)“ abwarf, den plötzlich sogar Offspring-Verächter lustig fanden. Ob nun das vierte Werk „Conspiracy Of One“ die Fangemeinde halten oder gar noch vergrößern kann, findet Noodles, tres chic, „im Grunde egal“. Ums Geld geht es den Kaliforniern ohnehin nicht mehr. Wer sich die Single „Original Prankster“ von der Homepage des Quartetts runterlädt, kann eine Million Dollar gewinnen. „Wir wollten den Fans ein bisschen was zurückgeben“, lautet Hollands lapidare Begründung.

Nebenbei hat sich die Band als Promotion-Truppe für Napster weit aus dem Fenster gelehnt „Wir schauen halt mit großem Interesse in die Zukunft des Internet“, kühlt Noodles nun grinsend die Gemüter seiner Label-Bosse. „Mehr als einen Kommentar können wir doch eh nicht abgeben, auf die rasante Entwicklung haben wir gar keinen Einfluss.“

Süffisante, oft provokante Kommentare allerdings gehörten schon immer zu den Spezialitäten von Noodles & Co. Mit der Bemerkung, der American way Of Live sei in den 50er Jahren auf Barbecue & Big Cars reduzierbar gewesen und heute mit einem Wort als „Freakshow“ hinlänglich beschrieben, erntete The Offspring auch manch bösen Blick. „Dabei mögen wir doch die Freaks“, so Noodles, „es gab sie ja auch immer. Bloß vor 30,40 Jahren dümpelten sie ängstlich unter der Oberfläche, heute stürmen sie die Daily Talks.“ Kein Grund zur Besorgnis indes, „ich finde das im Gegenteil toll. Es garantiert Bands wie unserer das Überleben. Wenigstens solange sich die Nation noch nicht wirklich an entblößte Präsidentenschwänze auf der Mattscheibe gewöhnt hat.“ Oder an Musiker; die zu jedem gesellschaftlichen Problem einen flotten Spruch auf den Lippen haben.

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