Eric Pfeils Pop-Tagebuch: Mein Baby ist Astro-Engineer!

"Du willst dieses Training doch nicht deshalb machen, weil du in dem Raumschiff, das seit einigen Lichtjahren zwischen Marius Müller-Westernhagen und seinem Publikum unterwegs ist, als Astro-Engineer arbeiten willst?"


Folge 32

„Falsch!!! Das ist vielleicht etwas, das ihr nicht wisst – aber da gibt es eine große Distanz zwischen mir und euch“.

Diese gülden funkelnden Worte bellte Informationen des Rolling Stone Online zufolge in der letzten Woche Neil Young einem amerikanischen Konzertpublikum entgegen, das die Torheit besessen hatte, bei Youngs Oldie „Ohio“ rhythmisch mitzuklatschen. Young hat meine volle Unterstützung in dieser Sache. Ich finde sogar, dass weitaus mehr Musiker ihrem Publikum mitteilen sollten, dass es da eine große Distanz gebe. Max Herre zum Beispiel oder Barbara Schöneberger. Ich vermute, wenn man die Distanz, die Marius Müller-Westernhagen zu seinem Publikum hat, mit einem Raumschiff abmessen wollte, wäre man wohl einige Lichtjahre unterwegs.

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Künstler machen ja die dollsten Sachen, wenn sie ihre lustigen fünf Minuten haben. Der Konzeptkünstler Rutherford Chang etwa, so erfuhr ich kürzlich vom Kollegen Ekki Maas, hat einhundert verschiedene Vinyls des „White Album“ der Beatles gleichzeitig laufen lassen und einen Mitschnitt davon produziert. Am Anfang klingt es noch wie, nun ja: das „White Album“ der Beatles. Wie ein sehr stark knisterndes „White Album“ der Beatles, wie ich hinzufügen möchte. Dann verschiebt sich nach und nach alles, so dass man bald meinen könnte, My Bloody Valentine und die Flaming Lips hätten zum Zwecke der Wahrnehmungszerdepperung das Instrumentarium gekreuzt. Am Ende ist man im All. Wer die Angelegenheit komplett durchzuhören gedenkt, sollte sich vielleicht am nächsten Tag freinehmen, aber das sollte man ja ohnehin öfter.

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Nicht nur von Neil Young habe ich Ulkiges auf diesen glorreichen Seiten lesen dürfen. Unter anderem vernahm ich hier die Kunde, dass Kanye West plant, seine Flitterwochen im Weltall zu verbringen. Zumindest wusste „eine Quelle“ solches zu vermelden. Nun vermelden Quellen ja eine Menge, wenn der Tag lang ist, aber diese Quelle sprudelte in äußerst gut unterrichteter Art vor sich: „Kanye ist besessen vom Weltall und mit allem, was mit Sci-Fi zu tun hat“, vermeldete die Quelle. „Er hat viele Videos gemacht, die Raumschiffe als Thema hatten und er hatte sogar überlegt, ein Training als Astro-Engineer zu absolvieren“. Nun, wer nicht? Trotzdem wäre ich gerne dabei gewesen, als Kanye West einen Morgens beim Köpfen seines Frühstückseis den Satz sprach: „Ich glaube, ich möchte ein Training als Astro-Engineer absolvieren.“

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Gerne wäre ich auch dabei gewesen, als Beck Hansen die Wohnung von Til Schweiger verwohnt hat. Zumindest behauptet Schweiger solches. Seine Villa in Malibu sei, nachdem Beck, der sie einige Jahre bewohnt hatte, sie wieder an ihn zurückgegeben habe, in katastrophalem Zustand gewesen. Vielleicht hat man ja deshalb so lange nichts mehr von Beck gehört: Der Mann war einfach bis unter die Hutkrempe damit beschäftigt, Til Schweigers Hütte in Schutt und Asche zu wohnen. 

Wenn ich’s recht bedenke, könnte sich Beck eigentlich darauf spezialisieren, deutscher Nerv-Prominenz die amerikanische Hütte kaputtzuwohnen. Thomas Gottschalk hat bestimmt auch noch ein paar Buden in den USA herumstehen, in denen Beck sich austoben könnte. Böse Zungen behaupten ja, dass es doch etwas auffällig sei, dass Beck die Wohnung pünktlich zum Erscheinen seines neuen Albums kaputtgewohnt habe, die Verwohnung mithin also eine Promo-Aktion sei. Mir scheint das zu umständlich, da wäre es doch weitaus einfacher, sich zu Promo-Zwecken zum Astro-Engineer ausbilden zu lassen.

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Kanye Wests Freundin: „Schatz, ich habe noch mal darüber nachgedacht, dass du ein Training als Astro-Engineer absolvieren willst.“

Kanye: „Und?“

Freundin: „Du willst dieses Training doch nicht deshalb machen, weil du in dem Raumschiff, das seit einigen Lichtjahren zwischen Marius Müller-Westernhagen und seinem Publikum unterwegs ist, als Astro-Engineer arbeiten willst?“

Kanye: „Wo hast Du denn von dem Raumschiff gehört?“

Freundin: „Ich hab davon gelesen. Auf der Rolling Stone-Seite, da stehen dauernd so interessante Sachen. Zum Beispiel, dass Til Schweiger die Wohnung von Beck verwohnt hat.“

Kanye: „Umgekehrt.“

Freundin: „Dann eben umgekehrt. Also, ist es, weil du in dem Raumschiff mitfahren willst?“

Kanye: „So ein Quatsch! Es heißt übrigens nicht „in dem Raumschiff“, sondern „auf dem Raumschiff“, aber das ist nicht so wichtig, ich sag’s nur.“

Freundin: „Warum willst du denn dann dieses Training machen?“

Kanye: „Baby, es sollte eigentlich eine Überraschung sein, aber du bist einfach zu neugierig: Ich will, dass wir in den Flitterwochen ins Weltall fahren, und da ist so ein Training sicher nicht verkehrt.“

Freundin: „Schatz?“

Kanye: „Ja?“

Freundin: „Es heißt nicht „ins Weltall fahren“, es heißt … ach, ich weiß auch nicht. Ich liebe dich.“

Kanye: „Ich dich auch, Baby.“

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Schade. Die neue Springsteen ist solide bis lau bis ärgerlich; Stephen Malkmus erstarrt im kreativen Selbstzitat, und Warpaint kriegen auch nur allenfalls Anständiges hin. Auf der bislang besten Platte des Jahres singen Norah Jones und der Typ von Green Day alte Country-Pop-Schunkler. Das kann ja was werden. Was ist eigentlich ein Astro-Engineer?

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