Eric Pfeils Pop-Tagebuch: Zum Tag des deutschen Bieres

Einige Beispiele für Songs über das Getränk (mit Hank Williams, Tom T. Hall und Ralph Siegel)

Folge 257

Bei der sogenannten deutschen Leitkultur geht es bekanntlich in erster Linie darum, dass hierzulande jede Frau und jeder Mann das Recht hat, unbegrenzt viel Bier in sich hineinzugießen. Dies kann sowohl als reiner Selbstzweck geschehen als aber auch im Kontext komplexer Tätigkeiten wie Grillen, Fußballgucken, Herumstehen oder Daherschwadronieren.

Da scheint es nur konsequent, dass am 23. April der Tag des deutschen Bieres gefeiert wird. Ich möchte diesen hohen Tag hier gern auf angemessene Weise begleiten, indem ich an ein paar schöne Lieder über Bier erinnere, zu denen es sich ganz wunderbar ins Glas weinen lässt. Apropos … Ganze Kneipen lassen sich vollgreinen zu Hank Williams’ Song „There’s A Tear In My Beer“, den der Sänger zu Beginn der 50er-Jahre aufnahm, der aber erst Ende der 80er-Jahre veröffentlicht wurde. Der Grund für die titelgebende Gerstensaftverdünnung ist natürlich, wie immer bei Hank Williams, ein gebrochenes Herz.

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„I’m gonna keep drinking/ ’Til I can’t move a toe/ And then maybe my heart/ Won’t hurt me so“, singt Hank. Deutlich berühmter als das Original ist eine artifiziell erstellte Duettfassung von Williams’ Sohn Hank Jr. mit dem verstorbenen Vater aus dem Jahr 1988. Mit Hank Sen. hätte mancher sicher zu gern mal ein Bier geteilt, mit dem Sohn eher nicht: 2012 bezeichnete Hank Jr. Barack Obama als „Muslim president“. Ob er unter dem Einfluss von Bier stand, ist nicht überliefert.

Die Songs der glorreichen Band The Replacements handeln im Grunde alle von Bier, zumindest musikalisch. Hervorgehoben sei des Titels wegen aber „Beer For Breakfast“ aus dem Jahr 1987. „All I wanna do is drink beer for breakfast/ All I want to eat is them barbecue chips“ – bester Prekariats-Rock, wie er heutzutage leider undenkbar ist. Was für Hank Williams gilt, das gilt für die selbstzerstörerischste aller 80er-Jahre-Gitarrenbands erst recht: Die Grenze zwischen ausgelassenem Honkytonkin’ und willentlicher Selbstzerstörung ist nicht allzu scharf gezogen.

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Nun weiß man ja, dass sich sowohl Countrysänger als auch Punkrockbands gern in Zapfhahnnähe tummeln. Wie aber sieht es in anderen Genres aus? In HipHop-Zirkeln etwa werden in der Regel andere Rauschmittel besungen. Der 2020
verstorbene Rapper MF Doom hingegen veröffentlichte 2004 ein Konzeptalbum titels „Mm..Food“, auf dem er etliche seiner Lieblingsspeisen zum Ausgangspunkt seiner mäandernden Raps macht. In diesem Rahmen versäumt er es nicht, auch eine Ode an das letzte Bier im Kühlschrank zu intonieren und, ganz in der Tradition seines Genres, anderen Kollegen mitzuteilen, dass er mehr vertrage als sie: „There’s only one beer left/ Rappers screaming all in our ears like we’re deaf/ Tempt me, do a number on the label/ Eat up all they MCs and drink ’em under the table.“

Bierkritische Lieder gibt es erwartungsgemäß nicht sonderlich viele. Eines der wenigen Beispiele, die mir in den
Sinn kommen, ist der Black-Flag-Song „Six Pack“, in dem der Abstinenzler Henry Rollins klarmacht, was er von männlicher Saufkultur hält. Das Problem: Wenn man nur genug Bier getrunken hat, klingt das Lied wie ein einziger Werbejingle für die internationale Braukunst.

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Ebenso selten wie Bierkritik ist die ungebrochene Verherrlichung des Getränks. Der große Country-Songwriter Tom T. Hall, der mit „That’s How I Got To Memphis“ einen der besten Songs aller Zeiten verfasste, schenkte der Welt Mitte der 70er-Jahre das Manifest „I Like Beer“, in dem er nachdrücklich demonstriert, wie wichtig ihm das Thema ist: „In some of my songs I have casually mentioned/ The fact that I like to drink beer/ This little song is more to the point/ Roll out the barrel and lend me your ears.“

Zuletzt sei noch, als deutschsprachiger Beitrag, ein Lied von Ralph Siegel zitiert. Wie einige Jahre später der große Paul Kuhn weist er darin auf die betrübliche Aussicht hin, dass durchaus Orte ohne Schanklizenz existieren: „Im Himmel gibt’s kein Bier/ Drum trinken wir es hier/ denn sind wir mal nicht mehr hier/ Dann trinken die andern unser Bier.“ Prost!

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