Erinnerung an Tim Buckley, der seiner Zeit weit voraus war

Tim Buckley war ein Kind der Schwermut. Eine Taxifahrt mit Sly Stone veränderte sein Leben.

Schon seine Alben-Titel „Goodbye And Hello“ und „Happy Sad“ hatten etwas Vorausahnendes: Tim Buckley, seiner Zeit künstlerisch weit voraus, war nicht für die Sechziger und Siebziger bestimmt, nicht für Tralala-Pop, nicht für Hauruck-Rock. Und so haderte der begnadete Melancholiker mit sich und der musikalischen Selbstfindung zwischen Folk, Jazz und Free Form.

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Es ist sicher keine Mutmaßung, dass Buckley in den experimentierfreudigeren Achtzigern und Neunzigern auf offenere, zu jedem Wagnis bereitere Ohren gestoßen wäre. (Man denke nur an This Mortal Coil, die 1983 mit dem „Song To The Siren“ von Buckleys erfolglosem Avantgarde-Werk „Starsailor“ die alternativen Charts eroberten.)

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Fast zehn Jahre zuvor aber musste sich der Schöpfer dieses filigranen Songs als Taxifahrer über Wasser halten. Doch Glück im Unglück, denn einer seiner Fahrgäste hieß Sly Stone. Buckley fungierte zwar nur als Chauffeur des exzentrischen Funkateers, entdeckte so aber seine Faszination für schwarze Musik.

Tim Buckley bei einer Portrait-Session im Jahr 1968

„Er war schlicht überragend“

Als Tim Buckley Ende 1972 „Greetings From L. A.“ veröffentlichte, da standen alle Zeichen auf Neubeginn: Der Funk-Rock-Stil des Albums war chartskompatibel, nicht wenige Songtexte verblüfften mit gewagten sexuellen hints und twists, und auf Freunde und Kollegen machte Buckley den Eindruck eines Menschen, der eine neue Mission gefunden hat.

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Der Produzent Hai Willner, der ihn in jener Phase mehrmals live sah, schwärmte: „Er hatte und gab alles, was man von einem Musiker je erwarten konnte, er war schlicht überragend.“ Ein Attribut, das auf seine beiden letzten Alben leider nicht ganz zutrifft. „Sefronia“ (1974) war einfach zu zahm, und „Look At The Fool“ (1975) mit seinem Latin-Soul-Touch war vom Songwriting her sicherlich Buckleys schwächste LP.

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Am 29. Juni 1975 starb Buckley an einer Heroin/Morphin-Überdosis. Doch wieder vorausahnend hatte der desillusionierte Musiker drei Monate vorher allen Epigonen eine schwere Hypothek hinterlassen, als er sagte: „Wenn ein Künstler endlich alle Bürden abgestreift hat, dann hört man eine klare Stimme. Doch wir neigen dazu, der Stimme erst dann zu folgen, wenn der Künstler tot ist“

Jack Robinson Getty Images
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