Erst als kurzlebiger Ulk oder spukhafter Trend betrachtet, stieg Rapmusik zum einflußreichen, grenzenlosen Genre auf

Say the hip hop/ The hip beat to the hip hip hop/You don’t stop rockin‘ to the bam bam boogie/ Ah, just the boogie to the rhythm of the boogie to be/ Now what you hear is not a test/ I’m rapping to the beat.“ Irritierend und infantil klangen der Refrain und Rhythmus im Song „Rapper’s Delight“ der schwarzen Sugarhill Gang, die statt Gesangs das Geschwätz zum Groove machte. Mit rund zwei Millionen verkauften Singles markierte der Spaß 1979 die Stunde Null eines neuen Musikstils. Wer ihn getauft hat, ist nicht verbürgt. Zwei Schlagworte finden sich aber im Text: Rap und HipHop.

Zwei griffige Genreetiketten für ein kulturelles Kaleidoskop, das sich wie der Rock-’n’Roll über Jahrzehnte aus Atomen gesellschaftspolitischer und musikalischer Derivate zu einem hombastic beat entwickelte. Rap ist so alt wie Predigen zum Gospelchor und die als dirty dozens bezeichneten Selbstbeweihräucherungen und Schmähungen von Bluessängern, ist auf die Rezitationen der Beatniks zum Jazz und den jive talk genannten Slang der Afroamerikaner zurückzuführen, wurde inspiriert von den schwarzen DJs, die bereits in den Fünfzigern im Rhythmus der Musik moderierten, und entspricht dem Toasting beim Reggae. Als erste Rap-Gruppe respektive geistige Gründer gelten mit ihrer radikalrevolutionären Sprechlyrik The Last Poets aus den Siebzigern.

Die Sugarhill Gang war noch eher Disco, der damals den letzten Tanz aufführten, aber sie war der Brückenschlag zum Katalysator, mit dem Rap bald durchstarten konnte: HipHop. Die Turntables, das Scratchen, der Sampler. Nach dem Start des US-Kabelfernsehens prasselte ein Stakkato aus Werbespots, Wiederholungen und Zusammenfassungen der Serien auf die Zuschauer herein. Wie ein Reflex auf das Zapping wirken das Scratching und Sampling: Das Vinyl auf Plattenspielern beliebig vor- und zurückdrehen, Sequenzen übereinander laufen lassen und zu einer ganz eigenen Dramaturgie verbinden.

Ein Virtuose darin war Grandmaster Flash, der in der Bronx als DJ jobbte und mit The Furious Five auf Sugar Hill Records sein Debüt „The Adventures Of Grandmaster Flash And The Wheels Of Steel“ herausbrachte. Es war 1981, im Jahr eins der Reagan-Administration, und vom weißen Musikbiz blieb das Album unbeachtet „The Message“ wurde 1982 zwar auch kein Megaseller, mit inhaltlichen Brisanz und musikalischer Brillanz aber zum Buschfeuer in der schwarzen Szene.

Fab 5 Freddy, Inhaber des New „Yorker Rap-Clubs Roxy, etablierte „Yo! MTV Raps“. Auf dem Label DefJam reüssierten die rüden Run DMC, ein Trio aus dem bürgerlichen Viertel Hollis in Queens, mit „It’s Like That“-und führten Filzhüte, Goldketten und Adidas-Turnschuhen ohne Schnürsenkel als B-Boy-Code ein, der zum weltweiten Marketingklischee wurde. 1986 sprengten sie mit „Raising Hell“ die Charts, indem sie zu Aerosmiths „Walk This Way“ Rock mit dem Rap versöhnten. Ihr weißer Produzent Rick Rubin brach mit jenem Crossover-Konzept auf „Licensed To Ill“ der jüdischen Mittelstandsband Beastie Boys weiße Vorbehalte auf. Die west coast munitionierte so mit Hits von Tone-Loc auf dem Label Delicious Vinyl ihre Rivalität zu der east coast, während der Macho LL CoolJ es sich mit seiner souligen Rap-Ballade „I Need Love“ komplett bei der Szene verscherzte.

Respekt erhielt das intellektuelle Trio De La SouL das auf „3 Feet High And Rising“ weißen Pop verband, was Next School hieß. Für schwarze Rechte fochten die Lehrer Boogie Down Productions mit edutainment, die Guerillas Public Enemy mit Uzi-Samples. Jlt Takes A Nation Of Millions To Hold Us Back“ knurrten sie. Die Welt hielt Rap nicht auf.

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