ESC: Merz für Verzicht aus Solidarität, falls Israel gecancelt wird
Kanzler Merz für Eurovision-Verzicht Deutschlands, wenn Israel ausgeschlossen wird
Von der Musik- zur Machtfrage: Der Eurovision Song Contest 2026 steht im Zentrum einer hitzigen Polit-Debatte. CDU-Chef und Bundeskanzler Friedrich Merz hat sich nun klar positioniert – und fordert Konsequenzen für den Fall, dass Israel vom Wettbewerb ausgeschlossen wird.
Die Schlager-Show steht somit Monate vor dem eigentlichen Event unter massivem Druck – nicht wegen musikalischer Fragen, sondern aufgrund geopolitischer Spannungen. Es geht um die Teilnahme Israels vor dem Hintergrund des andauernden Gaza-Kriegs.
Während mehrere Länder, etwa aus dem skandinavischen Raum, laut über einen Boykott des ESC nachdenken, falls Israel teilnimmt, zeichnet sich nun auch eine gegenteilige Gegenbewegung ab: Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) sprach sich in der ARD-Sendung „Caren Miosga am Sonntagabend “für einen Rückzug Deutschlands vom ESC aus – sollte Israel tatsächlich ausgeschlossen werden.
Merz: „Israel gehört dazu“
„Das würde ich befürworten“, antwortete Merz auf die Frage, ob Deutschland in diesem Fall freiwillig auf die Teilnahme verzichten sollte. Zudem nannte er es „einen Skandal“, dass überhaupt über den Ausschluss Israels diskutiert werde. „Israel gehört dazu“, betonte er.
Was 1956 als „Grand Prix Eurovision de la Chanson“ mit sieben teilnehmenden Ländern im Sinne der Völker-Verständigung begann, ist heute ein politisches Minenfeld. Seit Monaten diskutieren ESC-Fans, Künstlerverbände und Rundfunkanstalten, ob eine Teilnahme Israels mit den Werten des Wettbewerbs vereinbar sei. Vor allem der fortgesetzte Krieg in Gaza und die humanitäre Lage haben zahlreiche kritische Stimmen auf den Plan gerufen.
Mehrere Länder, darunter Irland, Norwegen, Island und auch die Niederland, haben angedeutet, im Falle einer israelischen Teilnahme 2026 möglicherweise nicht anzutreten. Bereits 2024 in Malmö war es rund um Israels Beitrag zu heftigen Protesten und Sicherheitsvorkehrungen gekommen.
Die Europäische Rundfunkunion (EBU), die den ESC ausrichtet, hat sich bislang um eine klare Positionierung gedrückt – doch die Zeichen stehen nicht auf eitel Sonnenschein.
Auch Sicherheit spielt eine Rolle
Für November ist eine virtuelle Sondersitzung aller Mitgliedsanstalten einberufen. Dabei soll über die Teilnahme Israels abgestimmt werden.
Ein Sprecher der EBU bestätigte, dass sowohl politische als auch sicherheitstechnische Aspekte berücksichtigt würden. Gleichzeitig betont der Verband regelmäßig den unpolitischen Charakter des Wettbewerbs – eine Haltung, die zunehmend schwer aufrechtzuerhalten ist.
Während in Teilen Europas ein Ausschluss Israels gefordert wird, zeigt eine aktuelle Umfrage des ARD-Deutschlandtrends, dass die deutsche Bevölkerung mehrheitlich anderer Meinung ist. Demnach sind 65 Prozent der Befragten der Ansicht, dass israelische Künstler und Sportler nicht für das Handeln ihrer Regierung verantwortlich gemacht und deshalb auch nicht von internationalen Großveranstaltungen ausgeschlossen werden sollten.
Der Eurovision Song Contest steht spätestens seit der Ukraine-Krise 2022 in einem Spannungsfeld zwischen Popkultur, Politik und geopolitischer Symbolik. Doch der Fall Israel 2026 könnte zu einer Zerreißprobe für das gesamte ESC-System werden – insbesondere, wenn sich ein tiefer Riss durch die Mitgliedsnationen der EBU zieht.
Rumpelstrecke bei Organisation und Abwicklung des ESC?
Sollte es tatsächlich zu einem Ausschluss Israels kommen, könnten weitere Rückzüge wie der von Deutschland folgen – was nicht nur den musikalischen, sondern auch den wirtschaftlichen und symbolischen Wert des Wettbewerbs massiv beschädigen würde.
Im Ausrichterland Österreich droht somit eine Rumpelstrecke bei Organisation und Abwicklung des ESC, zumal dieser in den letzten zwei Jahrzehnten immer mehr zum Mega-Medien-Event hochgejazzt worden ist. Kulturelle Boykotte seien „dumm und sinnlos“, erklärte der Staatssekretär für auswärtige und europäische Angelegenheiten, Sepp Schellhorn, gegenüber der Wiener Zeitung „Kurier“.