Falco

Er war ewig weit weg. Nach den Mega-Hits Mitte der Achtziger („Rock Me Amadeus“ und „Jeannie“) schien sich der Egomane Falco, bürgerlich Johannes Hölzl und mittlerweile 39 Jahre alt, mit immer banaleren Platten selbst aus dem Chart-Orbit katapultieren zu wollen. Doch plötzlich ist er wieder da: Unter dem Pseudonym „T-MA“ feiert Falco mit „Mutter, der Mann mit dem Koks ist da“ ein unorthodoxes Comeback, das obendrein augenzwinkernd seine früheren privaten Obsessionen thematisiert.

Die Frage ist nur: Ist der Name Falco überhaupt noch ein Trademark, auf das sich aufbauen läßt?

I don’t care. I’m living in the Carribean now, aber ich, äh, komm gern her, um noch mal ein Projekt durchzuziehen.

Klingt fast so, als habe es Falco eigentlich nicht mehr nötig.

Hat er auch nicht. Man hat schließlich 60 Millionen Platten verkauft.

Im TV hast Du neulich gesagt, Du brauchtest Geld.

Klar brauch ich Geld. Wenn man nur von seiner Substanz lebt, wird die unweigerlich dünner. Geld ist ein absolut wichtiger Faktor, because there is no way to get away from the establishtnent.

Wofür gibt Falco denn sein Geld aus?

Gestern hab ich etwa meiner Freundin richtige High-Heels gekauft. Ich sagte: „Honey, you can’t stand on them, du kannst mit den Dingern nur liegen.“ Ich geb gern Geld aus. Man lebt nur gut von dem Geld, das man ausgibt nicht von dem, das man bunkert.

Dieses Jil-Sander-mäßige Mischmasch von Deutsch und Englisch machst Du das zu Hause auch?

Klar. Meine Freundin ist Franco-Kanadierin, spricht Spanisch, Englisch, Italian and French. I don’t want to talk to her in German. Wir haben uns in der Karibik kennengelernt – ich wohne nämlich schon seit einigen Jahren in der Dominikanischen Republik, zehn Kilometer westlich von Puerto Plata.

Klingt verdammt paradiesisch.

Ist es auch. Obwohl ich weder surfe noch Golf spiele. Ich pflege lieber die Umstände mit einer Frau. Also mein Junge: Willst Du’s hören?

Aber ja doch!

Ich pflege Sex jeden Tag. Ist nach wie vor mein liebster Sport.

Und die Karriere? Hast Du nicht den Ehrgeiz, noch mal ein richtiges Comeback aufs Parkett zu legen?

Klar. Das Spiel ist das gleiche: Wie weit kann ich gehen und trotzdem durchkommen? Ich spiele mit offenen Karten. Ich will provozieren.

Und wie: Im neuen Video geht’s um Kinder und Drogen – und um das Erschießen von Gartenzwergen.

Natürlich ist ein gewisses Kalkül dabei. Aber so blöd, um gegen die Nummer anzugehen, sind weder Bundeskriminalamt noch Kirche. Denen sitzt noch immer die „Jeannie“-Blamage in den Knochen.

Enttäuscht Dich das Desinteresse? Irgendwie schon – ich hatte auf heftigste Reaktionen gehofft.

Hast Du in dem Song eigene Erfahrungen als Kokser eingebaut?

Wenn du italienische Anzüge, ’ne Rolex und handgemachte Schuhe trägst, wirst du als Künstler unweigerlich für ’nen Kokser gehalten.

Was vielleicht auch zutrifft…? Job., ach, pfiff. Ich habe ein stilles Übereinkommen mit dem Chef der Bild-Zeitung. Der hat gesagt: „So lang Harald Juhnke noch im Geschäft ist, brauchst du nicht übers Trinken reden; so lang der Konstantin Wecker noch Schlagzeilen macht, brauchst du auch nicht übers Koksen reden.“ Aber dann – dann kommt Falcos große Drogen-Beichte?

Ach Gott, die Drogen-Beichte. Ich hab alles genommen, alles. Aber ich war nie so blöde zu sagen: „Ich hab nur experimentiert.“ Ich hab’s halt genommen. Und kann heute nur sagen: „Forget it“. Es kostet Geld, Zeit und Kraft.

Wir sind also heute drogenfrei?

Junge, über solche Themen reden wir doch grundsätzlich nicht.

Na gut. Du warst ganz oben – dann verdammt tief unten. Wie kann man so was verkraften?

Tolle Frage für Margarete Schreinemakers. Wenn du derart Gas gegeben hast wie ich, ist irgendwann einmal die Zeit der Besinnung fällig. Wenn du ganz oben bist, ist halt everything verzerrt; erst unten siehst du, was wirklich los ist.

Dann mußt Du in den letzten Jahren viel gelernt haben?

Privat hab ich gelernt, konsequent ein Egoist zu sein keine Minute mehr drüber nachzudenken, warum Alice Schwarzer mich für ’nen Chauvi hält. Es tangiert mich nicht! Zugegeben: Musikalisch war ich sieben Jahre lang zweitklassig. Aber irgendwann komme ich wieder mit einem Quantensprung – und alles staunt Bauklötze. Ihr müßt wieder mit mir rechnen!

Was macht Falco nach dem endgültigen Ende der Karriere?

Schreiben. Mein Vorbild ist Hemingway. Bevor es das Wort „Macho“ gab, hat er einen männlichen Humanismus geprägt: mit Fischerbooten fahren, Löwen schießen. Ich verstehe mich auch als „männlicher Humanist“: keine Rücksichten zu nehmen auf so Scheißworte wie „Feminismus“ aber auch kein Arschloch zu sein.

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