Fresse flirtet mit Kamera

In seinen Filmrollen konnte Gainsbourg die Verführungskunst nur begrenzt ausspielen

Keiner kann sagen, ob ihm die Rolle auf den Leib geschrieben war – oder ob Filme wie „Slogan“ von 1969 Serge Gainsbourg erst dazu inspirierten, auch im echten Leben den steincoolen Existenzjongleur zu spielen. Zu sehen ist er hier als erfolgreicher Werbefilmer, der eine Affäre mit einem jüngeren Mädchen beginnt – gespielt von Jane Birkin, die ihn beim Dreh kennenlernte. Im Film belehrt er sie mit klugen Sprüchen, während er mit den Fingern zwischen ihren Beinen spielt, verbessert sie, wenn sie französische Wörter falsch ausspricht. Wenig mehr als zeitgenössischer Kinopop, aber wie zwischen den zwei Stars die Funken und Eiskristalle sprühen, muss man gesehen haben.

Gainsbourgs Leinwandkarriere war nur ein Nebenschauplatz. Er spielte zwar in 27 Filmen mit, drehte vier als Regisseur. Ver-glichen mit den über 50 Soundtracks, die er für Kino und Fernsehen produzierte, ist das eher marginal. „Wollen Sie mit mir tanzen?“ mit Brigitte Bardot war 1959 sein Schauspieldebüt, das ihn gleich als schmierigen Komplizen einer betrügerischen Tanzlehrerin zeigte. Meisterwerke gab es nicht: Neben B-Ware wie „Cannabis – Engel der Gewalt“ oder „Sieben Tote in den Augen der Katze“ gehört eine Rolle in Jerry Lewis‘ „The Day The Clown Cried“ von 1972 zu den größten Errungenschaften.

Richtig daneben ging dann 1976 seine erste Regie „Je T’Aime … Moi Non Plus“: Wie er sein Meisterlied in einen gestelzten Amour-Fou-Langweiler übersetzte, mit der geliebten Jane Birkin als kurzhaarige Rumsteherin – das zeigt ex negativo, wie geschickt Gainsbourg wiederum als akustischer Regisseur schwüler Geschichten war. jh

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