Frischer Onkel

Comedian Oliver Polak hat auf dem Weg zur Synagoge zu Udo Jürgens gefunden

Auf dem Cover von „Hautnah“ riecht Udo Jürgens total fresh. Ich bin mir sicher, dieses Foto wurde auf Sylt gemacht. Früher kam in vielen Stücken von Jürgens Sylt vor. Ist das eigentlich ein Gucci-Gürtel, den er da trägt? Echt schäbig, der Gürtel.

Udo schaut einen an wie ein Verwandter – Onkel und Vater. Schon immer hatte ich das Gefühl, dass es eine große Ähnlichkeit gibt zwischen Jürgens und meinem Vater. Auch seine Art, da ist bestimmt etwas Jüdisches drin. Ich meine das ganz ernst. Udo war bei mir schon immer präsent. Die Platte „Hautnah“ stand bei uns im Wohnzimmer. Auf dem Weg in die Synagoge hörte ich immer die Kassette dazu. Während der Schulzeit hatte ich ja keinen Religionsunterricht, deswegen musste ich jede Woche dort hin. Morgens in der Freistunde stand ich auf dem Flur und langweilte mich mit einer Mormonin und einem Zeugen Jehovas. Aus Langeweile haben wir Jacken im Flur gezählt, was im Winter natürlich mehr Sinn ergab als im Sommer.

Zur Synagoge brauchte man mit dem Auto normalerweise anderthalb Stunden, bei der Fahrweise meiner Eltern waren es zwei. Ich saß also hinten auf der Rückbank der S-Klasse. Meine Mutter rauchte Cartier Kette, die Klimaanlage lief und Udo Jürgens löste bei dem Neunjährigen, der ich damals war, schon richtige Emotionen aus.

Mit elf ging ich auf mein allererstes Konzert. Natürlich Udo Jürgens, ausverkaufte Weser-Ems-Halle in Oldenburg, 1987 auf der „Deinetwegen“-Tour. Wir saßen in der siebten Reihe. Am Ende rannten alle nach vorne, also auch meine Mutter und ich. Udo ging die ganze Zeit an uns vorbei und schüttelte mir schließlich die Hand, während seine Backgroundsängerinnen mich anflirteten. Später habe ich ihn persönlich kennengelernt. Ich war ziemlich aufgeregt und habe vorher nur Weißwein getrunken. Kiss oder Robbie Williams wären mir egal gewesen. Aber das war Udo Jürgens.

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