Für einen von ihm komponierten Soundtrack überredete Violent Femmes-Chef GORDON GANO seine Idole Lou Reed und John Cale zur Mitwirkung

„Diese Idee ist ja im Prinzip wie Hip-Hop“, begeistert sich Gordon Gano über die Platte „Hitring The Ground“, auf der er zwar Alleinautor ist, als Interpret aber quasi nur Gast-Status hat. Doch war es nicht diese Idee, die ihn zum ebenso späten wie kuriosen Solo-Debüt führte. Vielmehr war der Violent Femmes-Chef mit seinem „Knitting Factory“-Musical „Carmen: The First Two Chapters“ schon 1996 dem Filmemacher David Moore aufgefallen, der einen Soundtrack zu seinem Streifen „Hitting The Ground“ suchte.

Gano bejahte „eine Herausforderung und dachte, „es würde dem Film gut bekommen, wenn nicht immer derselbe singt, wenn Frauen und Männer vorkommen“. So kam es dann auch. Es war eines dieser Projekte, die eine Eigendynamik entwickeln. Zumindest in der Produktion. Danach ging nichts mehr: Der Film um einen zufallig fotografierten Selbstmord fand keinen Vertrieb, die Musik hing lange bei einem verscherbelten Label fest, ohne frei für andere zu sein.

Umso erfreulicher, dass kürzlich zumindest das Album „Hitting The Ground“ alle Business-Fesseln ablegen konnte. Und Gordon Gano doch noch von „Don’t Pretend“ schwärmen kann, dem einzigen Song, der auf einen Interpreten hin geschrieben wurde. „Da versuchte ich am Keyboard gleich John Cale zu sein. Es war fantastisch, ihn selbst damit zu hören.“ Oder von den Kapriolen eines Lou Reed, der sich für „Catch ‚Em In The Act“ mehr als die schon angedrohten „lyrischen Freiheiten“ nahm. „Ich war schon geschockt“, sagt Gano lachend. „Aber er hat das Stück definitiv besser gemacht.“

Als größter Coup entpuppte sich aber die Verpflichtung von Pink-Muse Linda Perry für „So It Goes“. Waren die 4 Non Blondes nicht immer furchtbar? „Da stimme ich dir total zu“, johlt Gano. Jemand schlug sie vor und gab mir eine CD der Band, auf der sie ca. zehn Sekunden okay klingt. Der Rest war nicht auszuhalten! Aber ich rief sie an, wohl wegen der 10 Sekunden, und es stellte sich heraus, dass sie gern mal weg wollte von diesem Rock-Chick-Gekreische, hin zum Understatement, das der Song braucht. Bevor sie reinging, sagte sie noch: ,Pass auf, ich kann diesen Song innerhalb von zwei Sekunden ruinieren!‘ (lacht) Aber sie konnte ihrem Impuls dann doch noch widerstehen.“ Die Furie mit der Pilotenmütze hätte Gano früher zu ganz anderen Songs animiert, wie man sie auf dem gerade wieder aufgelegten Debüt der Violent Femmes hören kann. Heute lässt er lieber die Velvet Underground-Helden singen, die stets seine Vorbilder waren.

Der Film „Hitting The Ground“ soll vor Jahren mal im deutschen Fernsehen gelaufen sein – um 0.30 Uhr wahrscheinlich. Vor der nächsten Ausstrahlung irgendwann tourt erst Gano wieder mit den Femmes durch Deutschland – als kuriose Promotion-Maßnahme nur konsequent für dieses kuriose Album. Und Anlass, den alten giftigen Gano gebührend zu feiern.

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