Fury In The Slaughterhouse – Köln, Sporthalle

Viele hübsche Mädchen, die meisten mit Ohrringen. Was wollen die nur hier? Sie könnten so schön im Eiscafe sitzen. Aber nein, sie wollen Bier aus Plastikbechern in sich hineinschütten, sich auf Stühle draufstellen und wem zujubeln. Erstaunlich, denn die Band, um die’s heute abend geht, hat weder eingeölte Oberkörper noch Tattoos, weder Piercing-Ringe noch Cone-Bras zu bieten.

Im Gegenteil: Auf der Bühne stehn normale, mittelalte Sterbliche in Anziehsachen rum. Sie singen in Mikros und spielen einen etwas statischen, hymnischen Rock-Pop daher. Gut, Sänger Kai Wingenfelder hat ein Baseball-Käppi auf und das auch noch verkehrt herum. Was sonst? Nicht-Ausstrahlung, Zurechnungsfähigkeit. Fury hätten sich auch „Die Mediokren“ taufen können. Der einzige Weg, der nicht nach Rom führe, sei der Mittelweg, philosophierte ein berühmter Tonsetzer einst, und er hat recht: Er führt geradewegs in die Kölner Sporthalle. Die riesige Karten-Nachfrage ließ der Truppe keine Wahl die ursprünglich angesetzte Großraum-Disco E-Werk wäre aus allen Nähten geplatzt. Der Fury-Enthusiasmus speist sich aus vielen Quellen. Aus dem „Das-sind-unsere-Kumpels-da oben“-Gefühl, aus einer seltsamen Technologie-Feindlichkeit (schön in der Smiths-Adaption „Hang The DJ“ verschlüsselt), aus einer Sehnsucht nach dem Authentischen. Die einzig interessante Frage: Wie inszeniert die Band diese Authentizität? Dadurch, daß Wingenfelder in die Menge hüpft, den Fan-Kontakt sucht. Durch sein natürliches Sprechen: „Alter“, sagt er einmal zum Auditorium. Durch das Auf-der-Bühne-Straßenkleidung-Tragen.

Der Fury-Fan sucht die Nähe, sehnt sich nach ein bißchen Rock’n’Roll-Gemütlichkeit, nach echtem Schweiß, tatsächlichem Spiel.Genau das bekommt er. Das einzige Problem: Fury singen nicht in der Landessprache.

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