Gabriel García Márquez

Er war über jahrzehnte die zentrale Gestalt der lateinamerikanischen Literatur. Mit „Hundert Jahre Einsamkeit“ schrieb Gabriel García Márquez 1967 deren ersten Weltbestseller und machte die Welt mit dem Magischen Realismus bekannt. Der Roman verkaufte sich mehr als 30 Millionen Mal und wurde in 35 Sprachen übersetzt, er gilt als universelle Darstellung der conditio humana, als „Göttliche Komödie“ des 20. Jahrhunderts. Selbst als er 2011 endlich in China erschien, erkannten viele Leser in der Schilderung des tropisch-mythischen Weltdorfes Macondo Züge ihrer eigenen Kultur wieder.

Der Erfolg von „Hundert Jahre Einsamkeit“ begründete den Boom, in dessen Fahrwasser eine ganze Generation von Autoren, von Mario Vargas Llosa über Julio Cortázar bis hin zu Carlos Fuentes, weltweit Anerkennung fand. Auf die internationale Öffentlichkeit wirkte der Roman wie ein Fanal, in dem sich das Leid und der Freiheitsdrang der lateinamerikanischen Völker in einer als authentisch wahrgenommenen Form und Sprache Bahn brachen. Sein Schöpfer wurde zu einer Art Popstar, dessen Ruhm den der anderen -die ihm zumindest literarisch in nichts nachstanden – überstrahlte und mit der Verleihung des Nobelpreises 1982 sei nen Höhepunkt erreichte. In den letzten Jahren war nicht mehr viel von ihm zu hören gewesen. Zuletzt wirkte er 2007, von seinem Krebsleiden gezeichnet, als Vermittler zwischen der kolumbianischen Regierung und der Guerillabewegung ELN, doch dann zwang die Krankheit ihn, sich aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen. Am 17. April verstarb er 87-jährig in seiner Wahlheimat Mexiko-Stadt. GUNTER BLANK

Heinz Schenk

Zwei Jahrzehnte lang, von 1966 bis 1987, hatte Heinz Schenk die Hoheit über die deutschen Stammtische: In seiner Sendung „Zum Blauen Bock“ simulierte er Gemütlichkeit, Humor und Schalk vor hessischen Fachwerk-Kulissen aus Pappmaché; in den Bembeln war kein Äppelwoi, sondern Weißwein. Die launigen Liedtexte und Sketche schrieb Schenk selbst, Lia Wöhr stand ihm als schlagfertige Wirtin zur Seite. Der „Blaue Bock“ war die letzte Bastion des wohligen Biedersinns und des genügsamen Kleinbürgertums.

Heinz Schenk wurde 1924 in Mainz geboren, absolvierte eine Kaufmannslehre, kam nach dem Krieg zum Kabarett nach Worms – er imitierte Hans Albers und Hans Moser -und wurde 1951 vom Hessichen Rundfunk engagiert. Den „Blauen Bock“ übernahm er von Otto Höpfner und baute ihn zum Bollwerk gegen den Zeitgeist aus; er war der Conférencier der jovialen Zotigkeit und der beiläufigen Sottise.

Die Show „Fröhlich eingeschenkt“ verlängerte von 1993 an die Heimeligkeit für drei Jahre. 1988 spielte Schenk einen nörgelnden Touristen in Dieter Wedels Fernsehserie „Wilder Westen inklusive“; 1992 trat er selbstironisch als Showmaster in Hape Kerkelings Film „Kein Pardon“ auf -auch Kerkeling hatte in seiner Kindheit manchen Samstagabend vor dem „Blauen Bock“ verbracht. Die Rodgau Monotones verklärten Schenk blödelnd zum hessischen David Bowie.

Am 1. Mai starb Heinz Schenk in Wiesbaden, 89 Jahre alt.

ARNE WILLANDER

Lutz Ludwig

Bis hinein in die Achtziger unterschieden sich BRD-DJ s im Gr u nde nicht sonderlich von den Schallplattenunterhaltern der DDR. Auf beiden Seiten der Mauer hatten sie einen Musikteppich auszulegen, der den Getränkeabsatz optimal förderte. Das anderswo herrschende Autorenprinzip musste hier noch erkämpft werden. Einer der Pioniere der Zunft hieß Lutz Ludwig, besser bekannt als DJ Lupo, der ab 1983 in der prototypischen In-und Schickeria-Disco Münchens, dem P1, residierte. Versatil kreuzte er Funk-, HipHop-, Soul-und Disco-Maxis mit avantgardistischen Geistesblitzen, bevor er Ende des Jahrzehnts im Tanzzelt „Macht der Nacht“ ins Electro-Fach wechselte. Beim Westbam-Label Low Spirit feierte er mit seinen Tracks Techno-Erfolge. Am 10. April verstarb er mit 57 Jahren in Berlin. RN

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