Gemeinsamkeiten entdeckt

Komisch, nur mit einem Musiker zu sprechen, wenn es um ein Duo geht Man hat fast das Gefühl, als lästere man mit einem Ehepartner über den anderen. Deshalb, bevor David Berman zu Wort kommt, ein paar Nachrichten für Steve-Malkmus-Fans: Pavement gibt es noch, sie arbeiten zur Zeit an einem neuen Album. Allerdings „steht die Band ein wenig auf der Kippe“, wie David sich ausdrückt. „Ich habe den Eindruck, daß bei denen bald die Lichter ausgehen“, sagt er, will sich aber zu Näherem nicht äußern. Warten wir’s ab und beschäftigen uns vorläufig mit „American Water“, dem brillanten dritten Album der Silver Jews.

Was für eine Paarung: David Berman, Kaffeehauspoet und Melancholiker, trifft auf den Zyniker Malkmus. Doch merkwürdigerweise verträgt sich beides bestens. Man hört den Songs zu und glaubt, in einem Zimmer mit zwei alten Freunden zusammenzusitzen, sie sich lange nicht gesehen haben. Sie erzählen sich Privates (in,,Random Rules“ etwa über eine leidenschaftliche Affäre mit einer Kölnerin) oder erörtern Grundsätzliches: „Will Soul Music change/Now that our souls have turned stränge?“ ist eine dieser halb ironischen, halb traurigen Sentenzen, die sich sofort festsetzen.

Und das mit den alten Freunden ist kein zufälliger Eindruck, sondern Tatsache: Berman und Malkmus lernten sich in den 80ern auf der „Virginia Universitity“ kennen, wo David Englische Literatur und Steve Geschichte studierte. Nach dem Studium verloren sie sich zeitweise aus den Augen, trafen sich Anfang der 90er Jahre dann aber in New brk wieder – und zwar im „Whitney Museum of Art“, wo beide als livrierte und goldbekordelte Musenwärter ihr Brot verdienten. Das also ist der Platz, den Amerika seinen Künstlern und Vollakademikern zuweist!

Zwei Silver-Jews-Alben und lange Nächte musikalicher Experimente waren notwendig, bis die Zusammenarbeit auch mit den anderen, hinzugeholten Gruppenmitgliedern genau so war, wie sie sich Berman vorstellt: „heiter und leicht“ nämlich, ohne Anstrengung und Frustration. „In gewisser Weise ist dieses dritte Album für mich ein neuer Anfang“, sagt Berman. Man glaubt es ihm. Jüdischer Herkunft ist übrigens nur Berman, obwohl er Malkmus „eine jüdische Art zu denken und Witze zu machen“ attestiert. „Ich bin mir auch ganz deutlich meiner eigenen jüdischen Anteile bewußt“, sagt er. „Dylan, Lou Reed und Leonard Cohen haben die Rockmusik am weitesten an die Literatur herangeführt. Daß sie Juden sind, ist kein Zufall – im Judentum wird das Wort sehr geschätzt.“ Auch wenn Berman, der gerade seinen ersten Gedichtband veröffendicht, schon bald der Lorbeerkranz des Poeten winken sollte, hat die Band Priorität – anders als für Malkmus, der ja noch immer bei Pavement engagiert ist. Das ist überhaupt Davids Alptraum: „Daß ich eines Tages bei einem Silver Jews-Gig ins Publikum gucke – und alle nur Steve anstarren.“

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